Marktfruchtbau
Allgemeine Hinweise
Zwischenfrüchte binden effektiv Stickstoff und andere Nährstoffe und schützen somit das Grundwasser. Der im Boden verbliebene Stickstoff wird in der organischen Masse gebunden und der Folgekultur im Frühjahr wieder zur Verfügung gestellt.
Neben der Nährstoffbindung leisten Zwischenfrüchte weitere wichtige Beiträge:
Zwischenfrüchte…
- bedecken die Bodenoberfläche und schützen somit vor Erosion und Verschlämmung.
- liefern organische Substanz (Humusaufbau).
- fördern das Bodenleben und erhalten die Bodenfruchtbarkeit.
- durchwurzeln den Boden (auch „verlassene“ Schichten) und verbessern dessen Struktur.
- unterdrücken Unkraut.
- können Schädlinge (z.B. Nematoden) und Krankheiten reduzieren.
- dienen der Futterproduktion für Wiederkäuer und Biogasanlagen.
- blühen und verhelfen der Landwirtschaft zu einem positiven Image.
Mit dem Anbau von Zwischenfrüchten erfüllen Landwirte/-innen somit alle drei Faktoren der
Nachhaltigkeit:
- Ökonomie für den Landwirt: Die Ertragsfähigkeit der Böden wird erhöht bzw. langfristig gesichert.
- Ökologie für die Natur: Das Bodenleben wird gefördert und oberirdisch werden Tiere ernährt (Biodiversität).
- Sozial für die Allgemeinheit: Bodenabtrag und N-Auswaschung werden minimiert.
Zwischenfrüchte können in fast jede Fruchtfolge integriert werden. Nach der Ernte der Hauptfrucht sollte die Aussaat zeitnah erfolgen. Für die Aussaat und die Entwicklung von Zwischenfrüchten gilt die Regel:
eine Woche im August und wie
der ganze Monat September.
Drillsaaten mit vorangegangener Bodenbearbeitung gewährleisten einen gleichmäßigen und zügigen Aufgang und somit eine gute Entwicklung der Zwischenfrüchte. Da die Aussaat jedoch in eine arbeitsintensive Zeit fällt, sind auch weitere Bestellverfahren von Bedeutung. Ihr Erfolg hängt dabei stark von der Witterung ab. Die Aussaat mit Dünger- oder Schneckenkornstreuer ist schnell und kostengünstig, aber nicht für alle Zwischenfruchtarten geeignet. Senf und Ölrettich kommen unter diesen Bedingungen noch am Besten zurecht. Um die Vegetationszeit der Zwischenfrüchte zu erhöhen und gleichzeitig die Arbeitsspitzen zu entzerren, sind in den letzten Jahren auch Vorernte- und Mähdruschsaaten getestet worden.
Gründe, die zu einer unzureichenden Entwicklung der Zwischenfrüchte führen, sind Trockenheit nach der Aussaat, starker Druck durch Ausfallgetreide (besonders Gerste), N-Sperre durch Strohabbau, Schneckenfraß und Langzeitwirkungen von Herbiziden.
Vor der Aussaat sollten Sie überprüfen, ob das eingesetzte PSM in der Hauptfrucht den Anbau von Zwischenfrüchten erlaubt. Problematisch sind vor allem im Frühjahr eingesetzte Sulfonylharnstoffe und sulfonylharnstoffähnliche Wirkstoffe. Kein Nachbau von zweikeimblättrigen Zwischenfrüchten sollte nach der Frühjahrsanwendung von Alliance, Attribut, Ciral, Harmony SX, Lexus und Monitor erfolgen. Bei weiteren Produkten (z.B. Activus, Ariane C, Artus, Atlantis OD/WG, Bacara forte, Dirigent SX, Zoom, etc., siehe Gebrauchsanleitung) sind Schäden an zweikeimblättrigen Zwischenfrüchten möglich. Das Risiko einer Schädigung der Zwischenfrucht durch PSM der Hauptfrucht sinkt, je intensiver die Bodenbearbeitung (Pflügen, tiefes Grubbern) vor der Zwischenfruchtaussaat ist und je höher die Niederschlagsmengen zwischen der Herbizidanwendung und der Zwischenfruchtaussaat sind (steigender mikrobieller Abbau). Bei starkem Schneckendruck ist die Ausbringung von Schneckenkorn zur Aussaat anzuraten (Ewaige Auflagen je nach Fläche beachten!). Sie sollten auch beachten, dass der Zwischenfruchtanbau zu einer Förderung der Mäusepopulation führen kann – Mäuse finden unter den Beständen optimale Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten.
Bei der Auswahl der Zwischenfruchtart bzw. -mischung muss darauf geachtet werden, dass Krankheiten und Schädlinge unterdrückt werden. Eine Verwandtschaft zwischen Kulturart und Zwischenfrucht ist i.d.R. ungünstig. Kreuzblütler wie Gelbsenf und Ölrettich dürfen nicht in Raps-Fruchtfolgen integriert werden. Sie können bedeutende Rapskrankheiten wie Sclerotinia und Kohlhernie übertragen und vermehren. In Rüben-Fruchtfolgen sind Gelbsenf und Ölrettich allerdings gerne gesehen – resistente Sorten reduzieren den Nematodenbefall. Mischungen zeigen je nach Zusammensetzung und Ausrichtungsschwerpunkt ihre „Vorzüglichkeit“. Häufig werden beim Mischungsanbau positive Synergieeffekte beobachtet.
Fruchtfolge mit… | + (besonders) geeignet | o neutral | – weniger/nicht geeignet |
Rüben | Senf Ölrettich (nematodenresistente Sorten) | Phacelia Lupine | Raps Rübsen Buchweizen Gräser Kresse |
Raps | Phacelia Buchweizen Rauhafer | Gräser Grünroggen Ramtillkraut Leguminosen | Senf Ölrettich Raps Rübsen Sonnenblumen Leindotter |
Kartoffeln | Ölrettich Lupine Rauhafer (Sorte) | Weidelgräser Leguminosen Rauhafer | Senf Raps Rübsen Phacelia |
Mais | Grünroggen Weidelgräser Phacelia | Leguminosen | |
Leguminosen | Weidelgräser | alle Leguminosen (Bohnen, Erbsen, Lupinen, Klee etc.) |
Mischungen sind individuell zu beurteilen. Ungeeignete Arten sollten nicht enthalten sein.
WSG: Leguminosen möglichst vermeiden!
Ob eine N-Düngung zur Zwischenfrucht sinnvoll ist, hängt u.a. von folgenden Faktoren ab:
- Wie viel Rest-N hat die Hauptfrucht im Boden hinterlassen?
- Verbleibt das Stroh auf der Fläche?
- Wie intensiv erfolgt die Bodenbearbeitung?
- Werden Leguminosen/leguminosenbetonte Gemenge angebaut?
In vielen Fällen reicht der im Herbst mineralisierte Stickstoff aus, um die Zwischenfrucht zu versorgen. Leguminosen oder Mischungen mit einem hohen Leguminosenanteil benötigen keine N-Düngung.
Die Vorgaben der Düngeverordnung sind zu beachten und die Grundlagen des Gewässerschutzes sind zu berücksichtigen.
Der Wasserentzug durch die Zwischenfrüchte wird in den meisten Gebieten über Winter wieder ausgeglichen. Zudem schützt der Pflanzenbewuchs vor Verdunstung über die Bodenoberfläche. Nur in niederschlagsarmen Gebieten sollte der Zwischenfruchtanbau bezüglich der Wasserbilanz genau betrachtet werden.