Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Baumschule

Borkenkäfer – Da kommt was auf uns zu!

In den letzten Jahren, speziell seit 2018, war es oft viel zu trocken und zu heiß. Was ist eigentlich mit den vielen Bäumen in den Parks, auf Friedhöfen und im Straßenbegleitgrün? Wie haben sie Trockenheit und Hitze vertragen? Womit müssen wir die nächsten Jahre rechnen und welche Schäden zeigen sich bereits jetzt?

Borkenkäfer profitieren von Hitze & Trockenheit

Baumleiche als Infektionsquelle
Schaden an Chamaecyparis-Hecke
Eine Gruppe von Schädlingen hat sich bei den Wetterextremen der vergangenen Jahre besonders wohl gefühlt: Die Borkenkäfer. Als Holz- und Rindenschädlinge treten sie bevorzugt an geschwächten Gehölzen auf. Ob es sich hierbei um Stadt- und Parkbäume, Obstbäume in Ertragsanlagen, Hecken beim Privatkunden oder unsere heimischen Waldbäume handelt, alle sind gleichermaßen betroffen.
Geschwächte Pflanzen werden anfällig für die rinden- oder holzbrütenden Käfer, insbesondere, wenn es keine Möglichkeiten der Bewässerung für die Gehölze gibt. Erst kommt die Trockenheit, dann der Borkenkäfer, dann die Rodung.
So sind in den letzten 5 Jahren viele Bäume im Forst und öffentlichen Raum gefällt worden – und es werden immer mehr. Für Obstbauer, Baumschulen, besonders auch für Kommunen, Garten- und Landschaftsbaubetriebe und andere Dienstleister in der grünen Branche nimmt die Arbeit (z.B. Baumkontrollen, Pflege und Fällungen) zu.

Borkenkäfer – eine große „Familie“

Der Birnenprachtkäfer verursacht charakteristische, senkrecht laufende, zick-zack-förmige Gangsysteme (daher auch der Name Blitzwurm) unter der Rinde bei Birne, Mehlbeere und Weißdorn. Er ist ein klassischer Klimawandelgewinner, der erst ab 17°C aktiv wird.
Der große und kleine Obstbaumsplintkäfer ist dem Obstbauer ein unangenehmer Anlagenbesetzer.
Thujasplintkäfer, Wachholderborkenkäfer und Wachholderprachtkäfer machen unseren Heckenpflanzungen schwer zu schaffen, ob Wachholder, Lebensbaum oder Scheinzypresse.
Der Holzbohrer als Splintholzkäferart bringt den Ambrosia-Pilz mit in seine Gänge, um die Brut zu ernähren. Leider verursacht dieses Mitbringsel eine schnelle Fäule im Holz, die in vielen Fällen zum Absterben des Baumes führt.
Im Forst an der Fichte heißen die Hauptschädlinge Buchdrucker und Kupferstecher. Der eine befällt den Baum zuerst im unteren Stammbereich und der andere arbeitet sich vom Wipfel nach unten vor.
Man könnte meinen, jedes Gehölz hat seine eigene Borkenkäferart. Manche Vertreter sind sehr spezifisch auf wenige Baumarten beschränkt, andere wiederum haben ein breites Wirtspflanzenspektrum. Das Prinzip ist immer gleich: Die Käfer schädigen die Leitungsbahnen, wodurch in der Pflanze kein Wassertransport mehr möglich ist. Das führt zum Absterben einzelner Äste und ganzer Bäume.

Wie kann man den Borkenkäfern den Garaus machen?

Bekämpfungen sind schwierig, da die Tiere häufig sehr versteckt sitzen. In Baumschulen besteht die Möglichkeit, mit Insektizid-Streichbehandlungen auf das Holz im Frühjahr etwas zu erreichen, bevor die geschlüpften Tiere ausfliegen bzw. um eine Neueinbohrung zu verhindern. Diese Möglichkeiten gibt es auch auf Flächen für die Allgemeinheit, wie öffentliche Parks oder Gärten mit speziell für diese Bereiche zugelassenen Mitteln. Für Privatgärten sind keine Insektizide zur Bekämpfung zugelassen. Ist ein Befall bereits fortgeschritten, bleiben in den meisten Fällen nur Schnittmaßnahmen bzw. die Rodung der betroffenen Bäume.
Die Vegetationsruhe im Winter sollte unbedingt genutzt werden, um Pflanzen und Pflanzenteile, die vom Borkenkäfer befallen sind, zu entfernen und zu vernichten. Der Abtransport des Materials spielt dabei eine wichtige Rolle, damit es im Frühjahr ausgehend vom Schnittgut keine Neubesiedlung von Pflanzen gibt.
Jeder Borkenkäfer-Brutbaum stellt eine Gefahr für die umstehenden, noch vitalen Gehölze dar. Bei hoher Populationsdichte können auch gesunde Gehölze befallen werden und absterben. Mögliche Belange der zuständigen unteren Naturschutzbehörde sind vor Rodungen zu klären.

Drei Punkte zur Gesunderhaltung unserer Gehölze in und nach Jahren wie diesem: Gießen, Gießen, Gießen! Bei weiterhin anhaltender Trockenheit sollten wintergrüne Laub- und Nadelgehölze auch im Spätherbst durchdringend gewässert werden.


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