Auftakt zur erstmals digitalen Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen
Die Landwirtschaftliche Woche Nordhessen ist der traditionsreiche Auftakt der hessischen Landwirtschaftsbranche zum Jahresbeginn. Auch in diesem Jahr wird die Tradition fortgesetzt – allerdings nicht wie gewohnt in der Stadthalle Baunatal, sondern im WorldWideWeb.
Was bleibt: vielseitige Beiträge zu aktuellen Themen im Bereich der Landwirtschaft. Außerdem wurde die Tagung auch in diesem Jahr von Karsten Schmal eröffnet, Präsident des Hessischen Bauernverbands e.V. und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen e.V.. Es folgten Grußworte der Baunataler Bürgermeisterin Silke Engler sowie eine Stellungnahme der hessischen Umweltministerin Priska Hinz zur aktuellen Agrarpolitik in Hessen. Noch bis Donnerstag werden im Rahmen der Landwirtschaftlichen Woche vielseitige Beiträge über den LLH-YouTube-Kanal veröffentlicht.
Eröffnung, Grußworte und agrarpolitische Impulse
Landwirtschaft als „verlässlicher Partner“ in Krisenzeiten
Die Landwirtschaft habe sich als „verlässlicher Partner“ im zurückliegenden Jahr gezeigt, indem sie die Versorgung der Bevölkerung mit heimischen und regionalen Produkten „auch in Krisenzeiten“ sicherstellte, so Karsten Schmal. Dass sich die erfahrene Wertschätzung auch in den Preisen widerspiegele, sei zukünftig wünschenswert.
Rückblickend ins Jahr 2020 nannte Schmal verschiedene Herausforderungen für den Berufsstand: Darunter das dritte Dürrejahr in Folge, was besonders für Futterbaubetriebe eine Herausforderung darstellt. Weiterhin seien Änderungen im Rahmen der Düngeverordnung zu nennen. Allem voran aber die Corona-Pandemie, welche sich unter anderem auf den Transfer von Saisonarbeitskräften und die Arbeitskräftekapazität im Schlachtsektor auswirkte. Neben den Corona-Auswirkungen nahm der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland großen Einfluss auf den deutschen Schweinesektor. Auch ging Schmal auf die Auseinandersetzungen der Landwirtschaft mit dem Lebensmitteleinzelhandel ein. Gemeinsam mit den Landesbauernverbänden habe der Deutsche Bauernverband (DBV) ein 11-Punkte-Forderungspapier verabschiedet. Ziel: Eine Strategie für nachhaltige Wertschöpfungsketten schaffen. Weiterhin als positiv betitelte Schmal die Brexit-Einigung, welche einen zollfreien Warenaustausch zwischen EU und UK zukünftig weiter ermöglicht.
„Mehr miteinander statt gegeneinander“ als Leitspruch für 2021
Für 2021 zeigte sich Schmal stellvertretend für den Berufsstand entschlossen, dem Klimawandel weiter entgegenzutreten. Die Landwirtschaft sei gleichzeitig „betroffen und Teil der Lösung“. Dabei sieht Schmal die vermehrte energetische Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen als ein Kernelement. Darüber hinaus gelte es gerade im Hinblick auf eine ansteigende Weltbevölkerung, die Lebensmittelproduktion weiterhin effizienter zu gestalten und Zukunftstechnologien wie CRISPR/Cas und Digitalisierung im Allgemeinen nicht außer Acht zu lassen. Gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber der Landwirtschaft sei dabei „wichtig und erforderlich“ – „mehr miteinander statt gegeneinander“.
„Mit toll geschmückten Treckern Weihnachtsstimmung in die Stadt gebracht“
Bürgermeisterin Silke Engler stellte die vermehrte Wertschätzung der Verbraucher gegenüber regional produzierter Lebensmittel infolge der Corona-Pandemie in den Mittelpunkt. Ebenfalls lobte Engler die adventliche Spendenaktion von „Land schafft Verbindung“ im Dezember in Kassel und darüber hinaus. So haben Landwirtinnen und Landwirte Freude verbreitet und Hoffnung geschenkt und „mit toll geschmückten Treckern Weihnachtsstimmung in die Stadt gebracht“. Allen Zuschauenden wünschte sie eine gute Landwirtschaftliche Woche – „anders, aber gut.“
Dank für Lebensmittelversorgung in turbulenten Zeiten
Die hessische Umweltministerin Priska Hinz dankte den Landwirtinnen und Landwirten für die durchgängige Versorgung mit Lebensmitteln in den turbulenten Zeiten des vergangenen Jahres, auch wenn die Betriebe selbst, direkt oder indirekt, davon betroffen waren. Auch Hinz nannte zusätzlich zu den Corona-Herausforderungen die anhaltende Trockenheit sowie den Ausbruch der ASP als Bewährungsproben. Nichtdestotrotz dürfe die Krise „nicht den Blick auf die ganz großen Aufgaben verstellen“. Darunter zählt die Ministerin den Klimawandel, den Artenschwund sowie die Belastungen von Wasser und Boden. Dabei habe Hinz aber keinen Zweifel, dass die Landwirtschaft diesen besonderen Herausforderungen gerecht wird. Allerdings müssen „wirtschaftliche Belastungen (..) vertretbar bleiben und gerecht verteilt werden“. Höhere Auflagen forderten daher einen fairen Ausgleich und gesellschaftlichen Konsens. Mit Hinblick auf die Gemeinsame Agrarpolitik seien auf europäischer Ebene die ersten Weichen gestellt. Weitere wichtige Entscheidungen sollten bis Mitte 2021 getroffen werden.
„Enkeltaugliche Landwirtschaft, die über Generationen hinweg denkt und handelt“
Hinz warb weiterhin für eine „nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft“, die auch ein gutes Leben der zukünftigen Generationen sichert. Dazu habe das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium Hessen bereits vielfältige Projekte auf den Weg gebracht: Darunter die zukünftige Förderung von Best Practice-Bauernhöfen als Multiplikatoren für moderne, nachhaltige Landwirtschaft, die 2020 neu eingeführte Weideprämie für Schafe und Ziegen sowie der neu aufgelegte Ökoaktionsplan. Im Rahmen des Ökoaktionsplans werden bis 2025 30 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Damit möchte Hessen als Ökomodelland Vorbildfunktion einnehmen. Ziel sei es insgesamt, eine Landwirtschaft zu fördern, die Böden, Klima und Gewässer schont, Artenvielfalt und Tierwohl fördert und gleichzeitig existenzsichernd für die landwirtschaftlichen Betriebe und Beschäftigten ist. Es gelte, regionale Wertschöpfungsketten zu fördern, Kooperation verschiedener Akteure zu stärken und den Mehrwert der Produkte sichtbar zu machen. Dies sei eine Voraussetzung dafür, dass dieser Mehrwert an der Ladenkasse honoriert wird.
Bis Donnerstag werden im Rahmen der 73. Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen Videos zu Themen wie Zukunft der Milchproduktion, Kompostwirtschaft und Düngeverordnung online über den LLH-YouTube-Kanal veröffentlicht. Auch danach stehen die Videos Interessierten zur Verfügung. Hier finden Sie weitere Infos und das Programm.