Zierpflanzenbau
Der Kalifornische Blütenthrips an Rosen
Der ursprünglich von der Westküste Nordamerikas stammende Kalifornische Blütenthrips (Frankliniella occidentalis) zählt zu den am meisten schädigenden und wirtschaftlich bedeutendsten Thripsarten weltweit. Er hat einen großen Wirtspflanzenkreis und beschädigt Blüten, Blätter und Früchte. Zudem kann der Kalifornische Blütenthrips als Vektor für die Übertragung von Viren dienen. In vielen Rosenbetrieben traten bereits enorme Blütenschäden durch diese Thripsart auf, sodass eine Vermarktung nur noch sehr reduziert/eingeschränkt möglich war.
Problematik
- versteckte Lebensweise (im Blüteninneren)
- hohe Vermehrungsrate
- Überwinterungsfähigkeit (auch im Freiland möglich)
- begrenzte Verfügbarkeit an Pflanzenschutzmitteln
- eingeschränkte Wirkung der Pflanzenschutzmittel
- kurze Behandlungsabstände (oft: hoher Arbeitsaufwand, hohe Kosten, hoher PSM-Aufwand)
- geringere Wirkungsgrade der PSM (möglicher Resistenzaufbau)
- Hygiene im Betrieb
- bereits massiver Thripsbefall und einhergehende Schäden an Blüten im ersten Flor (Bekämpfung mit PSM dann kaum noch möglich)
Schadbild
Typische Schadbilder des Kalifornischen Blütenthrips an Rosen:
(Quelle: Korting, DLR RLP)
Der Kalifornische Blütenthrips verursacht an unzähligen Wirtspflanzen Schäden. Der Wirtspflanzenkreis umfasst ca. 500 Pflanzenarten aus ca. 50 verschiedenen Familien vorwiegend an Zierpflanzen- und Gemüsebaukulturen. Dazu zählen im Zierpflanzenbau v. a. Rosen, Chrysanthemen, Verbenen, Impatiens, Gerbera sowie Cyclamen und im Gemüsebau vorwiegend Gurken, Paprika und Auberginen. Bemerkenswert ist, dass der Kalifornische Blütenthrips, wie auch andere Thripse, eine Vorliebe für bestimmte Sorten hat, z.B. für gelb, orange und rot blühende Pflanzen. An Zierpflanzen sind es überwiegend die Schäden an Blüten und Blättern, die die Blütenpracht unästhetischer erscheinen lassen und zu einer geringeren Vermarktbarkeit führen:
- Saugschäden → silbrig glänzende Sprenkelungen („Spiegelflecken“)
- braun-schwarze Kottröpfchen
- Verwachsungen
- Verkorkungen
- Deformationen
- Eintrocknen der Blätter
- Sekundärinfektionen mit Viren (TSWV, INSV) und die damit einhergehenden weiteren Scheckungen, Aufhellungen und Marmorierungen
Biologie und Lebensweise
Die Entwicklungszeit vom Thrips-Ei bis zum adulten Tier kann sehr unterschiedlich sein und ist v. a. abhängig von der Temperatur und der Wirtspflanze. Da sich der Kalifornische Blütenthrips auch gerne von Pollen ernährt, erfolgt die Entwicklung an Blüten schneller als an Blättern (Pollenverfügbarkeit).
Überwinterung
Der Kalifornische Blütenthrips ist aktiv, solange die Temperaturen hoch genug sind und hat, wie bereits unter dem Punkt „Biologie“ aufgezeigt, bei 25 °C seine höchste Aktivität (Temperaturoptimum). Wenn die Temperaturen im Spätsommer/Herbst/Winter stärker sinken (< 10 °C), stellt der Thrips seine Vermehrungsaktivität ein und die Weibchen suchen sich eine Überwinterungsmöglichkeit. Wenn die Temperaturen wieder ansteigen (im zeitigen Frühjahr), ist es möglich, dass der Thrips wieder aktiv wird und so früh in der darauffolgenden Saison erneut Schäden verursachen kann. Der Kalifornische Blütenthrips kann teils – auch aufgrund der milden Winter – nicht nur in Gewächshäusern, sondern auch im Freiland, beispielsweise an Vogelmiere, überwintern. Auch die Thripspuppen haben unter Umständen die Fähigkeit, durch die in der Biologie erwähnten Verpuppung im Boden zu überwintern und sich bei passenden Temperaturen wieder weiterzuentwickeln. Treten Blütenschäden bereits im Frühjahr am ersten Flor auf, ist davon auszugehen, dass es sich dabei um den Kalifornischen Blütenthrips und wahrscheinlich nicht um eine andere Thripsart handelt. Der Kalifornische Blütenthrips macht im Gegensatz zu anderen Thripsarten keine Diapause (ein durch äußere Einflüsse ausgelöster Ruhezustand) und ist so im darauffolgenden Jahr schneller in seiner Entwicklung.
Bekämpfung
Die Bekämpfung von Thripsen stellt allgemein eine große Herausforderung dar. Der Kalifornische Blütenthrips gilt als noch schwieriger zu bekämpfen. Zum einen ist die versteckte Lebensweise der Thripse in den Blüten für die Bekämpfung problematisch. Zum anderen ist bekannt, dass bei systemisch wirksamen Insektiziden nur Wirkstoff in die Fiederblätter und die äußersten Blütenblätter, nicht aber in die inneren Blütenblätter – an/in denen ja der Thrips sitzt und saugt – transportiert wird. Deshalb ist es beispielsweise kontraproduktiv, Blüten im Bestand zu belassen. Durch die bereits unter dem Punkt „Problematik“ erwähnten Aspekte, sind meist verschiedene Bekämpfungsmaßnahmen notwendig, um einen angemessenen Bekämpfungserfolg zu erzielen. Die Bekämpfungsstrategie ist aber – wie bei anderen Schaderregern oftmals auch – betriebsindividuell. Für eine Beratung zur Bekämpfungsstrategie kann die Pflanzenschutzberatung des LLH hinzugezogen werden.
Vorbeugende Maßnahmen
Monitoring
- für ein frühzeitiges Entdecken und eine dementsprechend frühzeitige Behandlung (möglichst optimal terminiert)
- mit handelsüblichen Leimtafeln (Gelb- und Blautafeln) à Kalifornischer Blütenthrips präferiert blaue Tafeln
- Tafeln dicht in den Bestand hängen
- regelmäßige Kontrollen der Tafeln (1 x wöchentlich)
- regelmäßige Bestandskontrolle auf möglichen Thripsbefall: visuelle Betrachtung + Klopfproben der Blüten
- Bedarf Pflanzenproben für Bestimmung Thripsart (an Pflanzenschutzdienst)
- Monitoring über den Winter: ermöglicht Aussage über Überwinterung
Betriebshygiene
- Entfernung von überständigen Pflanzen und Pflanzenteilen (hier v. a. die Blüten!!)
- Beseitigung von Befallsnestern (insofern Befall noch lokal begrenzt und möglich)
- visuelle Überprüfung von Zukaufware und Rücklaufware
- Unkrautbekämpfung (auch am GWH und unter den Tischen!)
- sachgerechte Entsorgung von befallenem Pflanzenteilen → nicht auf den betriebseigenen Kompost, keine Einarbeitung der Blüten in den Boden!
- gründliche Reinigung und ggf. Desinfektion der Tische
- ggf. Vliese und Folien auswechseln
Biologische und chemische Bekämpfung des Kalifornischen Blütenthrips
Biologische Bekämpfung
- ist bei gegebener Möglichkeit der chemischen Bekämpfung vorzuziehen
- Nützlingseinsatz:
Amblyseius cucumeris, Amblyseius swirskii: Bedingungen müssen passen (Licht, Temp., LF) - die Bekämpfung des Thripsbefalls mit Nützlingen muss jedoch oftmals durch integrierbare Mittel (nützlingsschonend) ergänzt werden
Chemische Bekämpfung
- kann sich ergeben durch einen zu hohen Ausgangsbefall vor dem Nützlingseinsatz oder kein Nützlingseinsatz (bei Auftreten des Schaderregers)
- der Behandlungszeitpunkt (wichtig: Monitoring)
- die Applikationstechnik
- ein Wirkstoffgruppenwechsel zur Vermeidung von Resistenzbildung
- möglichst eine Reduktion der Anzahl an Behandlungen
- oft Blockbehandlungen notwendig (3 mal im Abstand von 3-10 Tagen)
Für weitere Infos steht Ihnen hier das „Merkblatt Frankliniella occidentalis an Rosen“ als PDF zum Download zur Verfügung.
Merkblatt Frankliniella_occidentalis 12.01.2021 Merkblatt Frankliniella_occidentalis, barrierefrei 12.01.2021
Quellen:
– Knowing and recognizing (KOPPERT)
– Biologische Schädlingsbekämpfung, eine Arbeitshilfe f. Beratung und Betriebsführung
– Versuchsergebnisse: Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Rosen aus Praxisbetrieben (Julius Kühn-Institut, Pflanzenschutzdienst Hamburg, Institut für ökologische Chemie)
– Deutscher Gartenbau, 51, 1987, S. 3029-3031
– Thripsschäden am ersten Flor von Freiland-Schnittrosen (REINERS), Gärtnerbörse September 2020, S. 58-60
https://www.researchgate.net/publication/43280325_Biology_and_Ecology_of_the_Western_Flower_Thrips_Thysanoptera_Thripidae_The_Making_of_a_Pest, abgerufen am 16.11.2020