Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Schweine

Praxiserprobung: Hühnereipulver in der Ferkelfütterung

Schweine sind auf ein ideales Aminosäuremuster im Futterprotein angewiesen. Als besonders hochwertige pflanzliche Eiweißquellen gelten Sojaproteinkonzentrat oder Kartoffeleiweiß, hochverdauliche tierische Proteinquellen hingegen sind Fischmehl, Blutplasma, Proteinhydrolysat oder Hühnervollei.

Im Ferkelaufzuchtstall des Landwirtschaftszentrums Eichhof wurde im Rahmen einer Praxiserprobung untersucht, wie sich der Einsatz eines hochwertigeren aber auch deutlich teureren Ergänzungsfutters auf Basis von Hühnereipulver auf die Futteraufnahme und die Aufzuchtleistung von Ferkeln auswirkt.

Hühnereiprotein liefert große Mengen an essentiellen Aminosäuren sowie funktionellen Peptiden für die Darmentwicklung. Besonders um den Zeitraum des Absetzens erfährt das noch nicht vollständig entwickelte Immunsystem der Ferkel eine hohe Belastung durch den Wegfall des Kolostrums, die Futterumstellung und den Stress bei der Neugruppierung.

Durchführung

Die Praxiserprobung begann unmittelbar nach dem Absetzen der Ferkel. Insgesamt wurden 886 Ferkel über einen Zeitraum von 3 Monaten in die Erprobung einbezogen. Die Ferkel wurden auf Kunststoffspalten ohne Einstreu gehalten. Die Aufzucht dauerte rund 37 Tage und gliederte sich in zwei Fütterungsphasen. Die erste Phase (FAZ I) dauerte 14 Tage, die zweite Phase (FAZ II) 16 Tage. Zwischen den beiden Phasen wurden beide Futtermischungen (FAZ I und FAZ II) über einen Zeitraum von 7 Tagen verschnitten und ad libitum gefüttert. Die Ferkel wurden jeweils zu Beginn sowie am Ende einer Aufzuchtperiode gewogen. Das Testprodukt wurde mit folgender Deklaration geliefert:

Zusammensetzung
Sojaproteinkonzentrat, Erzeugnisse der Back- und Teigwarenindustrie, Süßmolkenpulver, Proteinhydrolysat, Kartoffeleiweiß, extrudierte Leinsaat, Weizenkleie, Monocalciumphosphat, Pflanzenfett, Calciumcarbonat, Lignocellulose, Natriumchlorid, mittelkettige Fettsäuren, Magnesiumoxid, Eipulver, Hefe
Inhaltsstoffe (je kg)
34,1 % Rohprotein, 7,9 % Rohfett, 3 % Rohfaser, 14,4 % Rohasche, 4,03 % Lysin, 1,32 % Methionin, 2,36 % Calcium, 1,16 % Phosphor, 1,1 % Natrium, 14,5 MJ ME
Zusatzstoffe
ernährungsphysiologische, technologische, zootechnische, sensorische Zusatzstoffe
Fütterungsempfehlung
bis max. 30 % in die Ration einmischen

Während der ersten Phase der Aufzucht kam in den Testgruppen die Futtermischung mit dem Test- Ergänzungsfutter mit Eipulver zum Einsatz (FAZ I Eipulver). Die Kontrollgruppen erhielten eine Futtermischung mit dem Standard-Ergänzungsfutter (FAZ I Standard). In der anschließenden zweiten Phase erhielten alle Ferkel die gleiche Futtermischung mit dem Standard-Ergänzungsfutter (FAZ II Standard). Übersicht 1 gibt einen Überblick über das Fütterungsregime.

Übersicht 1: Schema des Fütterungsregimes

Fütterungsgruppe und eingesetztes Futter *
PhaseTag nach AbsetzenKontrollgruppeTestgruppe
11-14FAZ I StandardFAZ I Eipulver
222-38FAZ II StandardFAZ II Standard
* FAZ I und II: Ferkelaufzuchtfutter I und II

 

Die Futtermischungen wurden von einer mobilen Mahl- und Mischanlage hergestellt und im Labor des LHL auf ihre Inhaltsstoffe und den Futterwert hin analysiert. Die Mischungen setzten sich zusammen aus Weizen, Gerste, Pflanzenöl sowie Ergänzungsfutter, wobei die Testmischung (FAZ I Eipulver) 26 % des Ergänzungsfutters mit Eipulver enthielt. Die Kontrollmischung (FAZ I Standard) enthielt 22 % Standard-Ergänzungsfutter. Die Futtermischung für die zweite Aufzuchtphase (FAZ II Standard) setzte sich ebenfalls aus den vorab beschriebenen Komponenten zusammen und enthielt 20 % Standard-Ergänzungsfutter. In Tabelle 1 sind die Mischungen sowie deren kalkulierte Inhaltsstoffe angegeben.

Tabelle 1: Übersicht der Mischungen und der kalkulierten Inhaltsstoffe (88 % TM)

ParameterFAZ IFAZ II
EipulverStandardStandard
Weizen%314416
Gerste%423363
Rapsöl%111
Ergänzungsfutter%262220
Rohproteing/kg TM185186176
Rohfaserg/kg TM403749
Umsetzbare EnergieMJ13,0912,9313,03
Calciumg/kg TM6,56,36,7
Phosphorg/kg TM5,54,85
Natriumg/kg TM2,72,12
Lysing/kg TM13,613,812,3
Methioning/kg TM55,34,8
Cysteing/kg TM44,24,7
Threoning/kg TM8,58,57,9
Tryptophang/kg TM2,32,72,4

Ergebnisse

Die analysierten Inhaltsstoffe der verschiedenen Futtermischungen sind in Tabelle 2 dargestellt. Im Vergleich zu den kalkulierten Mischungen wurden bei den analysierten Aufzuchtfuttermischungen der ersten Phase höhere Rohproteingehalte (XP) ermittelt. Die Unterschiede reichten von 27,5 bis 34,3 g XP/kg TM. Hinsichtlich des Gehaltes an umsetzbarer Energie wurden im FAZ I Eipulver sowie im FAZ I Standard knapp 22 % bzw. im FAZ II Standard ca. 12 % höhere Energiegehalte gegenüber den kalkulierten Werten ermittelt. Weiterhin wurden in allen drei Futtermischungen gegenüber den kalkulierten Mischungen höhere Gehalte an Lysin festgestellt. Die Spannweite betrug hier 3,2 bis 6,9 g/kg TM.

Tabelle 2: Übersicht der analysierten Inhaltsstoffe (88 % TM)

ParameterFAZ IFAZ II
EipulverStandardStandard
Rohproteing/kg TM212,5220,3170
Rohfaserg/kg TM23,929,152
Umsetzbare EnergieMJ16,716,3814,8
Calciumg/kg TM10,511,36,5
Phosphorg/kg TM6,95,35,2
Natriumg/kg TM4,14,62,3
Lysing/kg TM20,519,815,5
Methioning/kg TM78,15,7
Cysteing/kg TM483,7
Threoning/kg TM13,112,38,8
Tryptophang/kg TM2,73,52,6

Die Aufzuchtleistungen wurden über den Gesamtzeitraum der Aufzucht ermittelt. Eine Zwischenwiegung am Ende der Aufzuchtphase I wurde nicht durchgeführt. In Übersicht 2 sind die wesentlichen Parameter der Aufzuchtleistung aufgeführt.

Übersicht 2: Parameter der Aufzuchtleistungen (t-Test)

Kontrollgruppe
FAZ I Standard und FAZ II Standard
Testgruppe
FAZ I Eipulver und FAZ II Standard
Ferkel, n443443
Absetzalter, d2727
Absetzgewicht, kg8,668,60
Verkaufsgewicht, kg25,7124,94
Aufzuchtdauer, d3737
Zuwachs, kg17,0516,34
Tageszunahme, g/d456,98446,65
Futterverbrauch, g/d868,7772,5*
Futteraufwand, kg/kg LMZ1,921,79
Futterkosten, €/Ferkel24,27*30,29

Hinsichtlich des Zuwachses konnten keine signifikanten Unterschiede ermittelt werden. Die Ferkel der Kontrollgruppe waren mit einem durchschnittlichen Ausstallgewicht von 25,71 kg etwas schwerer als die Ferkel der Testgruppe, die beim Verkauf im Schnitt 24,94 kg wogen. Auch mit Blick auf die Tageszunahmen konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Die Ferkel der Testgruppe hatten eine um 10,33 g geringere tägliche Zunahme als die Ferkel, die durchgängig die Mischung mit dem Standard-Ergänzungsfutter erhielten. Der tägliche Futterverbrauch hingegen lag bei den Ferkeln, die in Aufzuchtphase I das Ergänzungsfutter mit Eipulver erhielten, mit 772,5 g pro Tag signifikant (p = 0,1) unter dem Futterverbrauch der Ferkel, die mit dem Standard-Ergänzungsfutter gefüttert wurden (868,7 g/d). Außerdem konnte, wenn auch nicht signifikant, ein geringerer Futteraufwand bei den Testferkeln festgestellt werden. Die Futterkosten je Ferkel lagen mit 24,27 € in der Kontrollgruppe signifikant (p = 0,05) unter den Futterkosten in der Testgruppe (30,29 €).

Fazit/Zusammenfassung

Die Praxiserprobung zielte zunächst darauf ab, die Futteraufnahme und die Aufzuchtleistungen der Ferkel zu beurteilen. Es konnte ein signifikant niedrigerer Futterverbrauch bei den Ferkeln, die das Ergänzungsfutter mit Eipulver erhielten, festgestellt werden. Und auch die Futterverwertung war bei den Testferkeln um 0,13 kg Futter je kg Zuwachs günstiger. Aufgrund des deutlich höheren Preises für das Ergänzungsfutter mit dem hochwertigen Eiprotein resultieren auch deutlich höhere Gesamtfutterkosten je Aufzuchtferkel.

Für eine bessere Beurteilung des Effektes des Ergänzungsfutters mit Eipulver sollte im Rahmen einer erweiterten Praxiserprobung am Ende der ersten Aufzuchtphase eine Zwischenwiegung erfolgen. Außerdem sollte mit Blick auf die teilweise hohen Unterschiede zwischen den analysierten und den kalkulierten Inhaltsstoffen bei den Futtermischungen eine Überprüfung der Mischgenauigkeit erfolgen.


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