Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktinformation & Preise

Milchmarkt unter Druck

Die Milchpreise sind in einer Abwärtsspirale gefangen. Zahlreiche Molkereien im Norden zahlen Ihren Mitgliedern bereits deutlich weniger als 50 Cent/kg. In manchen Fällen sogar unter 40 Cent/kg. Im Süden sind die Preise aufgrund einer höheren Wertschöpfung etwas besser.

Doch auch hier sind die Marktverwerfungen sichtbar. Auch in Hessen dürften einige Molkereien ihre Preise inzwischen unter 50 Cent gesenkt haben. Der sog. „Kieler Rohstoffwert“ der Milch, der als Frühindikator anhand der Preise für Butter und Magermilchpulver abgeleitet wird, weist für März aktuell nur noch einen Wert von 38,6 Cent/kg aus.

Erklären lässt sich dieser Preisverfall mit dem global gestiegenen Rohstoffaufkommen. Laut den Auswertungen der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) liegt das Angebot am globalen Milchmarkt bereits seit Herbst über Vorjahreslinie. Dazu haben neben den hohen Erzeugerpreisen auch die gute Futterqualität und günstigen Witterungsverhältnisse beigetragen, so die Experten aus Bonn. Auch die Zahlen der EU-Kommission lassen auf expansive Tendenzen schließen. So wurden im Zeitraum Januar – Februar 2023 etwa 0,8% mehr Rohmilch, 3,4% mehr Butter und 4,3% mehr Magermilchpulver produziert als im Vorjahr. Dem Markt fehlen also die Knappheitssignale, welche in den Monaten davor zu explodierenden Milchpreisen geführt hatten.

Gleichzeitig sehen sich die Erzeuger aber weiterhin mit hohen Produktionskosten konfrontiert. Laut dem MEG Milch Board waren noch im Januar 2023 ungefähr 47,7 Cent für eine Vollkostendeckung notwendig. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass viele Betriebe bald keinen positiven Deckungsbeitrag mehr erwirtschaften. Zumal die Preissenkungen im Lebensmittelhandel bei Eckpreisartikeln wie Butter und anderen Milchprodukten die finanziellen Verwertungsmöglichkeiten verschlechtern. Zwar konnten die Exportpreise an der Global Dairy Trade zuletzt wieder um 3,2% zulegen. Dies kann die Verluste seit Februar aber nicht kompensieren.

Nach Einschätzung der Süddeutschen Butter und Käsebörse e.V. in Kempten dämpft die Inflationsrate bei den Verbrauchern immer noch Kaufbereitschaft und Konsum. Zwar steige die Milchanlieferung witterungsbedingt langsamer als erwartet. Dennoch liegt das Angebot weiterhin über der Nachfrage. Vorerst ist also nicht mit einer Stabilisierung der Preise zu rechnen.

Kieler Rohstoffwert Milch

Quelle: https://www.ife-ev.de/index.php/ife-rohstoffwerte/kieler-rohstoffwert-milch (27.04.2023).


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