Berufliche Weiterqualifizierung
Landwirtschaftliche Ausbildung: Schulpakt in Hessen unterzeichnet
Mit dem Schulpakt verpflichtet sich das Land Hessen, an den vier Schulstandorten Alsfeld, Darmstadt-Griesheim, Fritzlar und Fulda-Petersberg auch in den nächsten Jahren eine qualifizierende Fachschulausbildung anzubieten.
„Kontinuität in der Ausbildung unserer landwirtschaftlichen Nachwuchskräfte ist sehr wichtig. Darum freue ich mich, dass wir heute den Schulpakt unterzeichnen und damit den Fortbestand der vier hessischen Fachschulen garantieren, die eine hervorragende Arbeit leisten“, sagte Landwirtschaftsministerin Priska Hinz heute in der Fachschule für Agrarwirtschaft in Griesheim. Neben Ministerin Hinz haben auch der Direktor des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen, Andreas Sandhäger, der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal, sowie der Vorsitzender der Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen (VÖL), Hans-Jürgen Müller, den Schulpakt unterzeichnet.
Trotz Konkurrenz mit Hochschulen – landwirtschaftliche Fachschulen bleiben bestehen
Mit dem Schulpakt verpflichtet sich das Land Hessen, den fortbildungswilligen Junglandwirtinnen und Junglandwirten an den vier Standorten Alsfeld, Darmstadt-Griesheim, Fritzlar und Fulda-Petersberg auch in den nächsten Jahren eine qualifizierende Fachschulausbildung anzubieten. „Die Fachschulen werden auch bei schwankenden Schülerzahlen aufrecht erhalten“, versicherte Ministerin Hinz. „Das ist wichtig, denn Agrarbetriebswirtinnen und Agrarbetriebswirte sind gefragte Fachkräfte: Die Fachschulen verbinden aktuelles theoretisches Wissen mit vielfältigen Praxisbezügen und bieten damit eine ideale Ausbildung für zukünftige Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter.“
Allerdings werden Fachschulen zukünftig in einem stärkeren Wettbewerb mit Hochschulen stehen und verstärkt um Bewerberinnen und Bewerber für ihre Bildungsgänge konkurrieren. Hinz betonte: „Ich habe keine Sorge, dass sie hier bestehen können: Wenn die Fachschulen sich kontinuierlich weiterentwickeln und in bewährter Weise sowohl für eine unternehmerische Tätigkeit als landwirtschaftlicher Betriebsleiter als auch für eine leitende Tätigkeit als Arbeitnehmer im vor- und nachgeordneten Bereich qualifizieren.“
Fachschulen vermitteln neuste Erkenntnisse und „Trends“
Auch ökologisch wirtschaftende Praxisbetriebe werden in den Unterricht eingebunden. Darüber hinaus arbeiten die Beratungskräfte des Öko-Teams vom LLH eng mit den Fachschulen zusammen. Das Seminar „Ökologischer Landbau“ wird mittlerweile an allen Fachschulen angeboten. „Nachhaltige und schonende Landwirtschaft ist damit Teil der landwirtschaftlichen Ausbildung. Diese brauchen wir mehr denn je: Denn der Ökolandbau nimmt kontinuierlich zu. Bereits 12,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Hessen werden ökologisch bewirtschaftet“, sagte Hinz. „Eine wesentliche Aufgabe der Fachschulen ist daher, den zukünftigen Führungskräften auch die aktuellen agrar- und umweltpolitischen Themen von Klimaschutz über Biodiversität bis hin zu Tierwohl auf aktuellem fachwissenschaftlichem Niveau zu vermitteln.“
Schulpakt schafft Anerkennung und Planungsicherheit
Die landwirtschaftlichen Fachschulen liegen in der Trägerschaft des Landes Hessen und sind organisatorisch dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) zugeordnet und liegen damit im Hoheitsbereich des Hessischen Umweltministeriums. Der Direktor des LLH, Andreas Sandhäger, sagte anlässlich der Unterzeichnung: „Die Fortführung des Schulpaktes ist ein gutes Signal für den landwirtschaftlichen Berufsstand und den Berufsnachwuchs, da auch für die Zukunft ein gutes Fachschulangebot für Landwirte in Hessen sichergestellt ist.“
Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal, betonte: „In einer Zeit, in der immer höhere Ansprüche an den Beruf des Landwirts gestellt werden, ist eine qualifizierte, fachlich fundierte Aus- und Weiterbildung unerlässlich. Alle Interessenten brauchen Zugang zur Weiterbildung. Das heißt, die landwirtschaftlichen Fachschulen müssen gut erreichbar sein, hinzu kommen qualifizierte Lehrkräfte und eine angemessene finanzielle Ausstattung der Schulen“.
Hans-Jürgen Müller, Sprecher der VÖL, hob hervor: „Der Schulpakt ist neben dem Zukunftspakt Landwirtschaft und dem Ökoaktionsplan ein weiterer Baustein, der den Akteuren in der hessischen Landwirtschaft Anerkennung und Planungssicherheit verschafft. Dafür sind wir der hessischen Landwirtschaftsministerin dankbar.“
Hintergrund
Die Fachschulen gelten seit der Gründung des ersten landwirtschaftlichen Lehrinstituts 1802 durch Albrecht Thaer in Celle als die wichtigsten Bildungseinrichtungen für landwirtschaftliche Betriebsleiter und Fachkräfte. Lange bevor es die duale Ausbildung gab, war der Besuch der „Landwirtschaftsschule“ für viele Generationen die wichtigste Form der landwirtschaftlichen Berufsbildung.
Im Jahr 2005 haben Berufsstand, Landesbetrieb Landwirtschaft und Landwirtschaftsministerium einen Schulpakt geschlossen, der 2011 um weitere vier Jahre verlängert wurde. Das Land Hessen hat sich damit verpflichtet, den fortbildungswilligen Junglandwirtinnen und Junglandwirten an den vier Standorten Alsfeld, Darmstadt-Griesheim, Fritzlar und Fulda-Petersberg eine qualifizierende Fachschulausbildung anzubieten.
Zahl der Auszubildenden in Hessen im Beruf Landwirtin und Landwirt
Jahr | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2015 |
Anzahl Azubis | 870 | 355 | 277 | 381 | 450 |
Anzahl landw. Fachschulen | 16 | 8 | 4 (seit 1992) | 4 | 4 |