Schafe & Ziegen
Fachvorträge, Info-Stände und Technik-Ausstellungen beim LLH Herdenschutztag
Durch geeignete Präventionsmaßnahmen können Weidetierhalter ihre Tiere besser vor Wolfsübergriffen schützen. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) berät dazu hessenweit Weidetierhalter in verschiedenen Formaten.
Am 10. Oktober veranstaltete er den LLH-Herdenschutz-Tag für Schaf-,Ziegen, Pferde- und Rinderhalter. Das Konzept beinhaltete neben Fachvorträgen Räume für Diskussionen und offene Fragen an den Informationsständen und eine Ausstellung von Herdenschutz-Technik.
Der Wolf geht den Weg des geringsten Widerstandes
Die Teilnehmer folgten mit großem Interesse den sieben Fachvorträgen. Der erste Referent war Jochen Martens (Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Schlewig-Holstein). Er referierte zum Herdenschutz in Schleswig-Holstein. Neben der aktuellen Wolfssituation erläuterte er den Ansatz der pauschalierten Förderung in Abhängigkeit der Anzahl Mutterschafe in seinem Bundesland. Im weiteren Verlauf betone Arnd Ritter (LLH) die Intelligenz und die Lernfähigkeit des Wolfes. Der Wolf sei Opportunist und ein effizienter Jäger. Er gehe den Weg des geringsten Widerstandes. Diese beiden Sätze unterstreichen die Dringlichkeit eines flächendeckenden Herdenschutzes. Dies beinhalte vor allem Elektrozäune, die korrekt gebaut sind und stets unter passender Spannung stehen. In der Praxis zeige sich dabei immer wieder, dass die Erdung meist die Schwachstelle des Zaunsystems sei.
Mindestens zwei Herdenschutzhunde pro Herde
Die Expertin für Herdenschutzhunde Ortrun Humpert (Schafzüchtervereinigung NRW/Schafzuchtverband NRW/Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde e.V.) sprach über die Voraussetzungen, die ein Halter von Herdenschutzhunden mitbringen solle. Aufgrund des Sozialverhaltens der Hunde und zum effektiven Schutz müssen laut Humpert stets mindestens zwei Hunde pro Herde eingesetzt werden. Herdenschutzhunde sind „selbstständige Arbeiter“, benötigen aber in jungen Jahren Erziehung und Führung. Für Schafhalter ohne Erfahrung mit Herdenschutzhunden empfiehlt sich der Kauf eines anderthalb bis zwei Jahre alten Hundes. Auch Alexander Schlauch (Schäfermeister, BLE- Modell- und Demonstrationsbetrieb „Herdenschutz“) hat in Punkto Herdenschutz positive Erfahrungen gemacht. Er beichtete in seinem Praxisvortrag aber durchaus auch von den Herausforderungen, die das Halten von Herdenschutzhunden mitbringe.
Richtlinie Weidetierschutz – Förderung von Kosten für den Weidetierschutz
Im weiteren Programm wurde über die Möglichkeiten und die Voraussetzungen der Förderung von investiven und laufenden Kosten für den Weidetierschutz gesprochen. Anders als bei den Großtieren seien für Schafe, Ziegen und Damwildhaltungen Präventionsmaßnahmen hessenweit förderfähig. Im Anschluss erläutere Reinhard Rust (Regierungspräsidium Kassel) das Vorgehen nach einem möglichen Wolfsriss und gab Informationen zum Antrag auf Billigkeitsleistungen nach bestätigten Nutztierrissen. Er betone, dass Billigkeitsleistungen nach Wolfsübergriffen freiwillige Zahlungen aus dem Landeshaushalt seien und kein Rechtsanspruch auf die Gewährung einer Billigkeitsleistung bestünde. Voraussetzung für eine Zahlung nach Übergriffen sei in Schaf- und Ziegenhaltungen die Einhaltung des sogenannten Grundschutzes.
Ausstellung von Zaun- und Mähtechnik
Auf der Ausstellungsfläche sowie in Kurzpräsentationen zeigten fünf Firmen technische Ausstattungen zum Herdenschutz. Diese reichte beispielsweise von Elektronetzen über Solar-Elektrogeräten bis hin zu Mähtechnik, die ein notwendiges Freimähen der Zäune erleichtert. Von Interesse war unter anderem auch ein Online-Weidezaunüberwachungssystem, welches den Halter bei Unterschreitung der Mindestzaunspannung automatisch informiert und elektronisch einen schriftlichen Nachweis über die gesetzlich vorgeschriebene Kontrolle der Zaunfunktion erstellt. Am LLH-Infostand beantwortete der neuen LLH-Herdenschutzberater Alexander Henz umfassend Fragen der Besucher. Außerdem informierte am Infostand der Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde e.V. Ortrun Humpert.
Weitere Informationen zum Thema Herdenschutz finden Sie unter https://llh.hessen.de/tier/herdenschutz/ sowie im direkten Kontakt mit den LLH-Herdenschutz-Beratern.