Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Boden & Düngung

Effekte landwirtschaftlicher Nutzung auf Nährstoffausträge – Ergebnisse der Lysimeteranlage Harleshausen

Der Wandel der Landwirtschaft hin zu klimaangepassten, standortgerechten und nachhalti­geren Produktionssystemen wird als zentrale, gesamtgesellschaftliche Aufgabe erachtet. Dabei gilt es, positive Wirkungen zu fördern und schädliche Effekte auf Klima und Agrarökosysteme zu vermeiden.

Eine wesentliche Voraussetzung hierzu sind nachhaltige betriebliche Nährstoffkreisläufe basierend auf einer standortangepassten Produktionsintensität, da sich bei­spielsweise nur rund 50 % des zugeführten Stickstoffs in pflanzlichen und tierischen Marktpro­duk­ten wiederfinden.

Ziel eines an der Lysimeteranlage Harleshausen 1993 etablierten Versuches ist es, den Einfluss von Bewirtschaftungsform (ökologisch, konventionell) und -intensität (extensiv, intensiv) auf die pflanzliche Produktivität und Nährstoffausträge zu untersuchen. Im Beitrag dargestellt sind Ergebnisse der Jahre 2013/14 bis 2021/2022.

Versuchsaufbau

Tab. 1: Geprüfte Betriebstypen (4-fache Wiederholung)

VarianteErläuterungKürzel
RAW: Raps, WW: Winterweizen, WG: Wintergerste, ZF: Zwischenfrucht (in Variante 5 – 7: ohne Leguminosen), KLeg: Körnerleguminose, ZR: Zuckerrübe, SM: Silomais, HA: Hafer, SG: Sommergerste, WR: Winterroggen, KG: Kleegras, AB: Ackerbohne, US: Untersaat, Grünr.: Grünroggen als Zweitnutzungsfrucht, GV: Großvieheinheit
1Ackerbau extensiv mit Zukauf org. Dünger
RAW-WW-WG/ZF-KLeg-WW-WW
1,0 GV/ha, 10 m³ Schweinegülle/ha/Jahr
Aex
2Reiner Ackerbau
ZR-WW-WG-ZF
A
3Veredlungsbetrieb extensiv
SM-WW-WG-ZF-KLeg-WW-WW-ZF
20 m³ Rindergülle/ha/Jahr
Vex
4Veredlungsbetrieb intensiv
SM-WW-WG/ZF
40 m³ Rindergülle/ha/Jahr
Vin
5Ökoackerbau mit Zukauf org. Dünger
KG-WW/ZF-SG/ZF-AB-WW-WR/US
Rindermist, Rindergülle, Grüngutkompost
Öack
6Öko-Veredlungsbetrieb extensiv
KG-KG-WW/ZF-Möhre/ZF-AB-WW/US
0,5 GV/ha (Rindermist/-gülle)
Övex
7Öko-Veredlungsbetrieb intensiv
KG-KG-WW/ZF-Möhre/ZF-AB-WW
1,0 GV/ha (Rindermist/-gülle)
Övin
8Ackerbaubetrieb Biogas
WW-WG-Grünr./SM
je nach Kultur 10 – 20 m³ Gärrest/ha/Jahr
Biogas

Ergebnisse und Diskussion

Die Witterungsverhältnisse im Untersuchungszeitraum (2013/2014 bis 2021/2022) waren gekennzeichnet durch Nieder­schläge, die 200 mm unter dem langjährigen Mittel (1981-2010: 729 mm) lagen; vor allem die Jahre 2018, 2019 und 2022 waren durch Trockenheit geprägt. Auch die Temperaturen lagen deutlich über dem langjährigen Mittel.

Rund 89 % des Niederschlags wurden unter der unbewachsenen Kontrolle (40 cm tiefes Kiesbett) aufgefangen, in den Prüfvarianten (145 cm gewachsener Boden – Parabraunerde aus Löss) im Mittel 20 %, wobei die höhere Biomasseproduktion der Varianten Vin, Biogas und A zu einem höheren Wasserverbrauch und damit zu einer geringeren Sickerung führte. Mit dem Sickerwasser wurden in der Kontrolle 9,7 kg Nitrat-N/ha (mittlere Konzentration: 9,2 mg NO3/L) verlagert, was in etwa der Deposition entspricht. Die N-Verlagerung unter den durchwurzelbaren Bodenraum variierte zwischen 4 und 24 kg Nitrat-N/ha (Abb. 1), resultierend in einer Nit­ratkon­zentration von 26 bis 78 mg NO3/L. Dabei zeichneten sich die konventionell bewirtschafte­ten Varianten A und Vin durch die geringsten und der intensiv geführte Öko-Veredelungsbetrieb (Övin) sowie der Ökoackerbau mit Zukauf organischer Dünger (Öack) durch die höchsten N-Frachten und Nitratkonzentrationen aus.

Die N-Fracht zeigte jedoch keine Beziehung zum N-Bilanzüberschuss, der für die Öko-Betriebs­typen mit -6,8 bis 8,9 kg N/ha als sehr gering einzustufen ist. Auch der „reine Ackerbau“ er­zielte eine ausgeglichene N-Bilanz, während die anderen konventionell bewirtschafteten Varian­ten und der Biogas-Betrieb etwas höhere N-Überschüsse aufwiesen.

Eine Ursache für die in der Ökovariante Övin erhöhte N-Verlagerung und Nitratbelastung kann in dem Leguminosenanteil begründet sein. Zur Vegetationsperiode 2013/2014 wurden die Leguminosenanteile durch Ersatz legumer Zwischenfrüchte bereits reduziert, liegen in Övin und Övex aber noch über der Praxisempfehlung. Weiterhin zeigt die Analyse der jährlichen N-Frachten und Nitratkonzentrationen, dass vor allem nach Ackerbohne erhöhte Verluste auftreten, da die folgende Winterung (Weizen oder Roggen) den aus Ernteresten der Acker­bohne freiwerdenden N vor Winter nicht aufnehmen kann. Darüber hinaus resultierten unter­durchschnittliche Jahresniederschläge und dadurch bedingt geringe Sickerwassermengen in Interaktion mit der Bewirt­schaftung in höheren Nitratkonzentrationen. Nicht zuletzt wurden im Betrachtungs­zeitraum von 9 Jahren die Fruchtfolgen der Varianten 1,3, 5, 6, und 7 noch nicht komplett zweifach durchlaufen.

Abb. 1: Sickerwassermenge, N-Fracht und Nitrat-Konzentration im Sickerwasser in Abhängigkeit von Betriebstyp im Mittel der Vegetationsperioden 2013/14 bis 2021/22
Abb. 2: Mittlere jährliche N-Bilanz (kg N/ha; als Punkt markiert) der Betriebstypen
Abfuhr: N-Entzug (kg N/ha) über Erntegut, N-Bilanz: Zufuhr (Mineraldüngung, N-Fixierung, organische Düngung, Deposition) minus Abfuhr

Fazit

Die geprüften Bewirtschaftungsformen (ökologisch, konventionell) und -intensitäten zeigen keine enge Beziehung zur N-Verlagerung. Auch bei geringen N-Bilanzüberschüssen können höhere N-Verlagerungen und Nitratkonzentrationen im Sickerwasser auftreten. Über eine Anpassung der Fruchtfolgegestaltung kann der N-Transfer von Körnerleguminosen in Folgefrüchte optimiert, die Nährstoffausnutzung gesteigert und Nährstoffverluste reduziert werden.


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresversuchsbericht 2023. Die gesamte Broschüre finden Sie hier.

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