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Ausbreitung Asiatischer Hornisse entgegenwirken
Hessen setzt mit dem LLH auf innovatives Projekt
Wenn im März die Temperaturen steigen, wird auch sie wieder aktiv: Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina). Die befruchteten Hornissen-Königinnen haben überwintert und starten jetzt in die Flugsaison. Sie suchen nach geeigneten Nistplätzen, damit sie Nester gründen und mit der Eiablage beginnen können. Zur Versorgung ihrer Larven jagt und erbeutet die Asiatische Hornisse zahlreiche Insekten, bevorzugt Honigbienen. Diese werden daran gehindert, Pollen und Nektar zu sammeln, können das Bienenvolk dann nicht ernähren und keine Pflanzen bestäuben. Mittlerweile in Südhessen angekommen, handelt es sich bei der Asiatischen Hornisse um eine gebietsfremde und invasive Art. Da erhebliche Auswirkungen auf die Imkerei, Landwirtschaft und Biodiversität zu befürchten sind, werden derzeit die Nester der Asiatischen Hornisse zerstört. Wie die Nester leichter gefunden werden können, untersucht neben weiteren Themenschwerpunkten das EIP-Agri Projekt „Vespa velutina Hessen: Regional angepasste Monitoring- und Managementstrategien für die Asiatische Hornisse in Hessen.“ Durchgeführt wird das Vorhaben in Zusammenarbeit mit dem Bieneninstitut Kirchhain (BIK), das beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) angesiedelt ist.
LLH schafft fundierte Datenbasis
„Die Asiatische Hornisse wird sich weiter in Hessen ausbreiten, viele Imkerinnen und Imker sind bereits beunruhigt. Das Projekt kommt daher genau zum richtigen Zeitpunkt“, erklärt Dr. Marina Meixner, Leiterin des BIK. Über die Verbreitung der invasiven Hornissenart in Hessen sei aktuell noch wenig bekannt, weshalb zunächst eine fundierte Datenbasis rund um das Tier aufgebaut werden muss. „Mit diesem Projekt nehmen wir in Deutschland eine Vorreiterrolle ein, insbesondere hinsichtlich der umfangreichen Datenerhebungen. Aus diesen können wir dann konkrete Beratungs- und Handlungsempfehlungen entwickeln“, so Meixner weiter. Umgesetzt wird das Vorhaben in Mittel- und Südhessen von mehreren Projektpartnern aus den Bereichen landwirtschaftliche und imkerliche Primärproduktion, Beratung, Behörden und Hochschulen. Die Projektbeteiligten dokumentieren, wo und wann die Asiatische Hornisse auftritt, bewerten das Schadpotenzial der invasiven Art für Imkerei und Landwirtschaft und erarbeiten neue Abwehrkonzepte.
Informations- und Forschungsbedarf ist hoch
Die Asiatische Hornisse wurde 2019 erstmals in Hessen gesichtet. In 2023 wurden zahlreiche Nester der Art im südhessischen Raum entfernt. Die Meldungen kamen hauptsächlich aus den Landkreisen Bergstraße, Groß-Gerau und Darmstadt-Dieburg. Ebenfalls die benachbarten Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, das Saarland und Nordrhein-Westfalen sind Verbreitungsgebiete der Asiatischen Hornissen. Im Gegensatz zur einheimischen Art, der Europäischen Hornisse, verfügt die Asiatische über größere Nester mit mehr Nachkommen, eine höhere Anzahl adulter Tiere und benötigt folglich mehr Futter. „Jetzt, wo sich das Tier immer weiter etabliert, besteht ein massiver Informations- und Forschungsbedarf, um die Schäden begrenzen zu können. Wir möchten die Öffentlichkeit für die Asiatische Hornisse sensibilisieren und entsprechend schulen“, betont Dr. Reinhold Siede vom BIK, zuständig für die fachliche Umsetzung im EIP-Agri Vorhaben.
Hornissennester zerstören, Bienenvölker schützen
Die Asiatische Hornisse jagt Honigbienen aber nicht nur, sondern greift sie auch aktiv im Bienenstock an. Somit konzentriert sich das Projekt zudem darauf, Strategien für den Schutz von Bienenvölkern weiterzuentwickeln. Um die Hornissen abzuwehren, können etwa bauliche Veränderungen an den Fluglöchern vorgenommen werden. Dazu gehören Drahtkäfige, Fluglochverengungen und Hindernisse in der Einflugschneise. „Eine effektive Abwehr wird viele Maßnahmen erfordern. Wichtiger Bestandteil wird aber auch in Zukunft das Zerstören der Hornissennester sein, damit sich der Prädationsdruck auf die Bienen reduziert.“ Um die Nester schneller ausfindig machen zu können, werden im Projekt beispielsweise Ködersubstanzen für Locktöpfe getestet. Die Hornissen werden angelockt und sobald sie zum eigenen Nest zurückfliegen, gibt die Abflugrichtung Hinweise auf dessen Standort. Außerdem soll erprobt werden, ob Nester über Geruchssignale aufgespürt werden können.
Die Nester der Asiatischen Hornisse sollten allerdings nicht eigenmächtig zerstört werden. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) beauftragt über die Regierungspräsidien Fachkräfte damit, die Nester abzunehmen. Dr. Reinhold Siede dazu: „Damit das funktionieren kann, sind alle gebeten, Sichtungen und Nestfunde der zuständigen Meldebehörde, dem HLNUG, mitzuteilen.“
Weitere Informationen sowie eine Verlinkung zum Meldeportal unter:
www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/hornisse
Hintergrund
Imkerverbände und Beratungskräfte hatten in den vergangenen Jahren auf die Asiatische Hornisse aufmerksam gemacht. Die Behörden haben diesen Impuls aufgegriffen und gemeinsam mit den Hornissenexperten einen Projektantrag im Rahmen der EIP-Agri Förderlandschaft konzipiert. Das Vorhaben „Vespa velutina Hessen: Regional angepasste Monitoring- und Managementstrategien für die Asiatische Hornisse in Hessen“ ist am 21. Dezember 2023 gestartet und läuft bis zum 30. September 2026. Die Operationelle Gruppe wird durch die EU im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-Agri) und das Land Hessen im Zuge des GAP-Strategieplans für die Bundesrepublik Deutschland (2023 – 2027) gefördert. Hauptverantwortlich ist das Comunis Projektbüro in Morschen (Schwalm-Eder-Kreis).
Offizielle Projektpartner sind: LLH-Bieneninstitut Kirchhain (BIK), Imkerei Glückshonig (Obernburg), Falkenstein Imkerei (Viernheim), Imkerei Weyrauch-Rexroth (Heppenheim (Bergstraße)), Weingut Kloster Eberbach, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Reiner Jahn (Greifenstein), Andreas Presuhn (Altrip), Philipps-Universität Marburg, Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON), Landesverband hessischer Imker (LHI, Kirchhain), DLR WO Fachzentrum Bienen und Imkerei (Mayen), Justus-Liebig-Universität Gießen, Hochschule Geisenheim, Deutsches Bienen-Journal (dbv network GmbH).