Landwirtschaftliche Fachschulen
Ein stabiles Gerüst für das weitere Berufsleben
Fachschule Fritzlar verabschiedet 20 Absolventinnen und Absolventen
Fritzlar. In festlichem Ambiente wurden die 20 Absolventinnen und Absolventen der Fachschule für Agrarwirtschaft Fritzlar Ende Juli verabschiedet. Mit der Zeugnisübergabe dürfen sich die Landwirtinnen und Landwirte des Jahrgangs 2021 – 23 nun „Staatlich geprüfte Betriebswirte bzw. Betriebswirtinnen der Fachrichtung Agrarwirtschaft“ nennen.
Studieren in angenehmen Umfeld
„Die Studierenden sind bei uns keine Nummer, denn anders als an den Universitäten entwickelt sich an der Fachschule eine enge Lehrer-Schüler-Bindung, die weit über den Schulalltag bis in die LLH Arbeitskreise andauert“, begann Dr. Jörg Bauer. Bauer folgt als kommissarischer Schulleiter auf den mittlerweile pensionierten Dr. Lothar Koch, der über 18 Jahre die Verantwortung der Fachschule innehatte.
Bauer bedankte sich bei den Studierenden und den anwesenden Eltern für das entgegengebrachte Vertrauen. „In der zweijährigen Fachschulzeit haben wir versucht, den Studierenden ein stabiles Gerüst für das weitere Berufsleben mitzugeben“, sagte Bauer. Von über den 30 Anmeldungen durften im August 2021, bedingt durch die noch bestehenden Corona Beschränkungen, nur 25 Studierende aufgenommen werden. Die übrigen Anmeldungen wurden auf den folgenden Jahrgang sowie die angrenzenden Fachschulen verteilt. Am Ende erhielten 20 Studierende ihr Abschlusszeugnis.
Methodisch fit für die Zukunft
„Der gute Ruf der Fachschule ist weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt“, hob Andreas Sandhäger, Direktor des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) heraus.
Die Absolventen verteilen sich im aktuellen Abschlussjahrgang über sieben Landkreise, wovon Kassel und Schwalm-Eder immer noch am stärksten vertreten sind. Sandhäger lobte auch das hohe Niveau der Lerninhalte dieses mittlerweile sehr beliebten Abschlusses. Im Vergleich zur seinerzeit stark nachgefragten Meisterausbildung profitieren die Fachschulabsolventen davon, sich innerhalb der zweijährigen Schulzeit voll auf den Abschluss vorbereiten und konzentrieren zu können. Es liege in der unternehmerischen Hand jedes Einzelnen, ob die Zukunft des Betriebes gesichert werde durch Spezialisierung in einem Betriebszweig oder durch Diversifizierung auf verschiedenen Standbeinen.
Wechsel auf die harte Schulbank lohnt sich
Die Stimmung der anwesenden Absolventen dürfte Tim Hilgenberg, Vorsitzender des Agrartechniker Verbandes Fritzlar, am besten nachempfinden können. „Der zweijährige Wechsel auf die harte Schulbank hat sich gelohnt“, weiß der ehemalige Absolvent aus eigener Erfahrung gut einzuschätzen. Er griff den Wahlspruch der Zeugnismappe auf, der da lautet: ‚Die Fähigkeit des Betriebsleiters beeinflusst das Betriebsergebnis stärker als Boden, Klima und alle Möglichkeiten einer modernen Technik‘. Die Fachschule vermittele wichtige fachliche aber auch methodische Kenntnisse, um die Betriebe erfolgreich in Zukunft zu führen. Aktuell ist die Landwirtschaft – wie andere Wirtschaftsbereiche – sehr schnelllebig. Dies verlangt die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Gleichzeitig sei es aber auch wichtig, für seinen Berufsstand einzustehen und Traditionen zu erhalten, so Hilgenberg. Indem die Abschlussklasse das gemeinsame Netzwerk pflege, könne der eingeschränkte Blick auf den eigenen Betrieb im Austausch mit Freunden immer wieder geweitet werden.
Zeit bewusst einsetzen
Der kommissarische Schulleiter Dr. Jörg Bauer nutzte seine „letzte Unterrichtseinheit“, indem er die Aufmerksamkeit auf die verstrichene Zeit der beiden Schuljahre lenkte. Diese schien den Absolventen beim Anfertigen von Hausarbeiten zu langsam und bei manch angenehmeren Dingen zu schnell zu vergehen. „Die Zeit ist ein starres Element, dass für alle Menschen mit gleicher Geschwindigkeit vergeht. Wir können Sie mittlerweile hochpräzise messen, aber nutzen wir sie dadurch besser?“, stellte Bauer die Frage. Die Zeit ließe sich zwar nicht anhalten, aber besser planen. Die rund 110 Stunden, in denen Deutsche pro Woche wach sind, müssen auf die verschiedenen Bedürfnisse (Kontakt, Körper, Arbeit, Sinn des Lebens) gut oder besser aufgeteilt werden. Eine Umfrage unter landwirtschaftlichen Betrieben brachte hervor, dass sich die Hälfte der Befragten überarbeitet fühle, aber zugleich 80 % angaben, weiteres betriebliches Wachstum anzustreben. Mit diesem Missverhältnis appelliert Bauer an die Absolventen, sich frühzeitig Gedanken zu machen, mit welcher Zeitverteilung man selbst zufrieden sei.
Eine herzliche Klasse verabschiedet sich
Bevor die Anwesenden zum Mittagessen geladen waren, gab Klassensprecherin Johanna Rennert in ihrer Rede noch die Sicht der Absolventen und Absolventinnen wieder. Besonders zeichnete die aktuelle Abschlussklasse der herzliche Umgang miteinander aus, was unter anderem an der Begrüßungsformel „Schalömchen“ für den ehemaligen Schulleiter Dr. Koch und am Klassenhund Lotta erkennbar wurde.
Während der Zeugnisübergabe gab es zu jedem Studierenden einen kurzen Steckbrief zu sehen und als Geschenk von Klassenlehrerin Tabea Müller einen personalisierten Flaschenöffner aus Holz. Die drei Klassenbesten, Michael Wicke (Notendurchschnitt 1,1), Felix Bücher und Nils Schwedes (beide 2,1), erhielten einen Jahresgutschein für die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Zusätzlich erhielten Robin Bock und Nils Schwedes für das beste Projekt von Tim Hilgenberg eine Auszeichnung vom Agrartechnikerverband. Für ihre Leistung als Sieger des Bundesentscheids beim Berufswettbewerb ehrte das Fritzlarer Kollegium abschließend noch Simon Trieschmann und Michael Wicke.
Die Absolventen und Absolventinnen 2023
- Robin Bock (Borken-Lendorf)
- Felix Büscher (Hofgeismar)
- Henning Engelhard (Külte)
- Dominik Fett (Wetter)
- Dennis Grede (Schauenburg-Martinhagen)
- Maximilian Heyer (Hofgeismar-Hombressen)
- Lennart Hisserich (Homberg/Ohm)
- Finn-Frederick Meyer (Wolfhagen)
- Valentin Reichert (Körle)
- Fabian Reichmeyer (Schwalmstadt-Wiera)
- Johanna Rennert (Wolfhagen-Niederelsungen)
- Carolin Rößler (Felsberg-Rhünda)
- Jonathan Schmidt (Hüttenberg-Reiskirchen)
- Michel Schulz (Gilserberg-Schönau)
- Nils Schwedes (Wolfhagen-Wenigenhasungen)
- Tim Straßberger (Habichtswald-Dörnberg)
- Simon Trieschmann (Malsfeld-Ostheim)
- Michael Wicke (Felsberg-Wolfershausen)
- Ray Wieber (Amöneburg-Rüdigheim)
- Florian Wiesemann (Ludwigsau/Ersrode)