Freizeitgartenbau/Gartenakademie
Frühjahrsputz nach dem Pareto-Prinzip
Kennen Sie das: Sie haben trotz Spaß am Garten zunehmend das Gefühl, er wächst Ihnen über den Kopf und Sie kommen mit der Pflege nicht mehr hinterher? Bisweilen holen Sie vielleicht Überlegungen ein, ihre Beete in größere Rasenflächen oder gar in einen tristen, geschotterten, mit Folie unterlegten Vorgarten umzuwandeln?
Kein Garten ohne Pflege – aber der Aufwand lässt sich reduzieren
Zugegeben: Ein großer, strukturreicher Garten mit Rasen, Bäumen, Sträuchern, Hecken, Rosen, blühenden Staudenbeeten, Obstgehölzen und Gemüsebeeten kann – insbesondere bei zunehmendem Alter oder wenig verfügbarer Freizeit – Fluch und Segen zugleich sein. Je nach Pflanzkonzept, aber auch eigenem Anspruch, erfordert er mehr oder weniger viel Pflegeaufwand – entlohnt dann allerdings den Gartenbesitzer mit beruhigendem Grün oder Blütenpracht, ggf. mit gesundem, selbst angezogenem Obst und Gemüse sowie als Erholungs- und Freizeitraum. Zudem bietet ein naturnah angelegter Garten Lebensraum für verschiedene Tierarten (siehe u.a. unseren Beitrag zum Gartenschläfer).
Mit der Beseitigung vorhandener Grünstrukturen verliert Ihr Garten automatisch an optischem Wert sowie an Aufenthalts- und Lebensraumqualität. Dagegen mindern Sie mit Rasen- oder Schotterflächen mitnichten mittel- und langfristig Ihren Pflegeeinsatz, sondern verlagern ihn nur: Rasenflächen erfordern regelmäßige Mahd, Düngung und Bewässerung. Auf Schotterflächen sammeln sich Blätter, Pollen, Stäube und Samen, die, soweit möglich, entweder mühsam entfernt werden müssen oder mittelfristig die Grundlage für aufkeimende Unkräuter bilden, die dann dort umso schwieriger zu beseitigen sind.
Eine Option, Ihren Pflegeaufwand zu verringern, ist, Ihrer Gartenpflege ein wenig auf das Pareto-Prinzip auszurichten.
Was versteht man unter dem „Pareto-Prinzip“?
Das Pareto-Prinzip ist benannt nach Vilfredo Pareto (1848-1923) und wird auch als 80-zu-20-Regel bezeichnet. Es besagt, dass in der Regel 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden, während die verbleibenden 20 % der Ergebnisse allerdings mit 80 % des Gesamtaufwandes dann die meiste Arbeit erfordern.
Aber was bedeutet das in Bezug auf die Gartenarbeit?
Pareto im Garten – eine Einstellungsfrage
Zunächst einmal geht es darum, bei der Gartenpflege ein wenig mehr Laissez-faire oder auch daoistisches Wu wei (Nichteingreifen, geschehen lassen) an den Tag zu legen. Oft reicht eine grobe Grundpflege des Gartens aus, damit er ausreichend gepflegt aussieht. Ihr Aufwand für die Detailpflege ist für Dritte oft kaum wahrnehmbar und darüber hinaus meist nur von kurzer Wirkung. Gegen manche „Unkräuter“, wie beispielsweise den Giersch ist Ihr Kampf ohnehin fast aussichtslos. Akzeptieren Sie ihn doch in begrenzten Bereichen einfach als Bodendecker und nutzen Ihn sogar als gesundes Wildgemüse! Auch andere Wildkräuter in Ihren Beeten ergeben zusammen mit Ihren Kulturpflanzen mitunter attraktive Kompositionen. Ohnehin möchten wir Ihnen ans Herz legen, in Ihrem Garten wenigstens eine wilde Ecke zu dulden. Das regelmäßige Rasenmähen, Vertikutieren, Düngen und Wässern können Sie sich sparen, wenn Sie sich damit anfreunden können, dass auf Ihrem Rasen Löwenzahn, Gänseblümchen, Weißklee oder Habichtskraut gedeihen.
Andererseits geht es uns auch darum, Ihnen regelmäßig unter dem Schlagwort #gaertnernnachpareto zu aktuellen Themen arbeitserleichternde Tipps vorzustellen.
#gaertnernnachpareto – Arbeitserleichternde Tipps für den Garten-Frühjahrsputz
Die heutigen Tipps drehen sich um den derzeit anstehenden Frühjahrsputz im Garten:
- Verlieren Sie sich bei der Frühjahrsputz-Gartenpflege nicht im Detail, sondern arbeiten Sie vom Groben zum Feinen (z.B. Staudenrückschnitt im gesamten Garten anstatt einzelne Kleinflächen vollständig säubern).
- Nutzen Sie möglichst optimal für den jeweiligen Anwendungszweck geeignete Werkzeuge (z.B. der Staudenrückschnitt erfolgt mittels einer Staudensichel oder einer Gertl schneller als mit einer Gartenschere; mit einer Jätesichel bearbeiten Sie verunkrautete Flächen effizienter als mit einem üblichen Unkrautstecher).
- Vermeiden Sie ständigen Werkzeugwechsel, sondern nutzen Sie möglichst ein Werkzeug erschöpfend im gesamten Garten (z. B. mit der Staudensichel oder Schere sämtliche trockene Staudentriebe im Garten zurückschneiden; mit der Gartenschere sämtliche Rosen schneiden).
- Mit dieser Vorgehensweise generieren Sie auch gleichzeitig einheitliche Abfälle, die entweder selbst kompostiert (ggf. Astschnitt, Staudenschnitt, Blätter) werden können oder besser über die grüne Tonne zu entsorgen sind (Astschnitt mit Stacheln oder Dornen, Wurzelunkräuter). Da vermutlich gerade beim Frühjahrsputz die Kapazität der grünen Tonne schnell erschöpft ist, empfiehlt sich diese Art der Grünschnitt-Trennung.
- Arbeiten Sie mit gepflegtem und intaktem Werkzeug (scharfe Messer, scharfe Sägen). Bevorzugen Sie Werkzeug, bei denen Klingen und Sägeblätter austauschbar sind und halten Sie Verschleißteile vor. Beachten Sie, dass es bei Qualitätswerkzeugen teilweise spezielle Werkzeuge für Rechts- und Linkshänder gibt.
- Bevorzugen Sie zum ermüdungsfreien Arbeiten möglichst ergonomische Werkzeuge sowie ggf. Hilfsmittel, wie z. B. Knieschoner, dornensichere Arbeitshandschuhe, etc.