Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Freizeitgartenbau/Gartenakademie

Himbeeren schneiden

Himbeeren sind neben Erdbeeren die Naschfrüchte schlechthin. Inzwischen sind herbst- und sommertragende Zwergsorten sogar für die Kultur auf Balkon und Terrasse erhältlich.
Ob im Garten oder im Kübel – die zentrale Frage zum Thema Himbeeren, die uns am Gartentelefon immer wieder erreicht, lautet: „Wann und wie schneide ich meine Himbeeren?“

Grundsätzlich ist hierzu anzumerken, dass ein regelmäßiger, fachgerechter Schnitt äußerst wichtig für die Fruchtbarkeit und Gesundheit von Himbeeren ist. Werden Himbeeren nicht geschnitten, entsteht ein Dickicht aus Ruten, die Fruchtgröße nimmt ab und Krankheiten, wie das Rutensterben, nehmen rasant zu.

Sommer oder Herbsthimbeeren?

Beim Schnitt von Himbeeren ist zwischen sommertragenden und herbsttragenden Himbeersorten zu unterscheiden.

Sommertragende Sorten, wie Glen Ample, Tulameen, Meeker oder Schönemann, fruchten im Juni/Juli. Sommer-Sorten tragen an den zweijährigen, verholzten Ruten. Ihr Vorteil ist ein höherer Ertrag und ein besseres Aroma.
Herbsttragende Sorten, wie Autumn Bliss, Polka, Himbo Top, Aromaqueen oder Rubyfall, reifen je nach Sorte von August bis zum ersten Frost im Oktober. Sie fruchten schon an den grünen, einjährigen Trieben, daher werden sie kaum vom Rutensterben befallen, auch der Himbeerkäfer – der Wurm in der Himbeere – tritt nur selten auf. Dagegen ist ihr Ertrag geringer und sie werden vermehrt von der Kirschessigfliege befallen. Zudem leiden Herbsthimbeeren, besonders spätreifende Sorten, oft unter Grauschimmelfäule.

Sommertragende Sorten

Bild 1: Schnitt der abgetragenen Rute, daneben Jungrute
Bild 2: Sommerhimbeeren in der Reihe gezogen, hier nach dem Schnitt im Spätsommer

Sommertragende Sorten werden streng am Drahtrahmen/Spalier erzogen. Der Schnitt der Sommer-Sorten erfolgt direkt nachdem alle Himbeeren geerntet wurden. Dabei werden alle abgetragenen, verholzten, zweijährigen Triebe direkt über dem Erdboden entfernt (siehe Bild 1). Im Spätherbst, spätestens im zeitigen Frühjahr, werden die grünen, einjährigen Ruten auf ca. 10 bis 12 Ruten pro laufenden Meter reduziert (siehe Bild 2). Dabei sollten alle sehr schwachen und zu kräftigen Triebe beseitigt werden. Auch Ruten, die aus der Reihe auswandern oder zu dicht stehen, sollten entfernt werden.

Eine sehr häufig gestellte Frage ist: kann ich zu lange Ruten im Sommer einkürzen? Antwort: nein! Warten sie mit dem Einkürzen der Ruten bis zum Herbst (Oktober), dann binden sie die Ruten an und schneiden sie 15-20 cm oberhalb des obersten Haltedrahtes ab. Schneiden sie schon im Sommer zurück, treiben die Ruten aus den Blattachseln aus, außerdem schließen die Triebe oft nicht rechtzeitig ab und die Winterhärte leidet.

Herbsttragende Sorten

Bild 3: Herbsthimbeeren, Fruchtansatz an der Triebspitze
Herbst-Sorten werden i.d.R. nur einjährig gezogen, d.h. die Früchte bilden sich schon im ersten Jahr an den Triebspitzen der Jungruten (siehe Bild 3). Daher können nach der Ernte alle Ruten bodennah entfernt werden. Dieser Schnitt sollte allerdings nicht zu früh erfolgen, damit die Wurzeln genügend Reservestoffe ansammeln können. Viele empfehlen den Schnitt erst im zeitigen Frühjahr (Februar/ März) durchzuführen. Da Herbsthimbeeren nicht streng am Spalier, sondern eher auf Beeten kultiviert werden, können mehr Jungruten je laufenden Meter toleriert werden. Aber auch hier sollte die Zahl der Jungruten bei der Entwicklung im Mai/Juni reguliert werden und ein zu dichter Stand vermieden werden.

Herbsttragende Sorten können, wie Sommer-Sorten, zweijährig kultiviert werden. Im Handel spricht man dann gerne von Two-Timer-Himbeeren.

Dabei wird im Frühjahr die Zahl der Triebe auf ca. 10 bis 12 je laufenden Meter reduziert und der abgetragene Bereich an der Triebspitze (ca. 30 %) eingekürzt. Die dann zweijährigen Ruten blühen und fruchten besonders früh, so ergibt sich in Verbindung mit sommertragenden Sorten ein extrem langes Erntefenster.
Allerdings hat die zweijährige Kultur auch Nachteile, so breitet sich nach einiger Zeit erfahrungsgemäß das Rutensterben im Bestand aus. Man muss dann zur einjährigen Kultur übergehen und alle Ruten bodennah beseitigen. Außerdem bedeutet die Doppelnutzung immer eine Schwächung der Pflanzen. Deshalb sind nicht alle Herbst- Sorten für diese Kulturführung geeignet.


Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag