Obst
Kirschenernte im Herbst?
Aufmerksamen Augen fallen derzeit kleine, ovale Kirschen auf, die mitunter in der Landschaft, bisweilen in Gärten und des Öfteren in Parks an dort befindlichen Hecken, Sträuchern und Kleinbäumen zu finden sind.
Wer die Früchte nicht kennt, probiert sie meistens nicht – sie könnten ja giftig sein! Und wer sie probiert, stellt meistens fest: Brrr… sauer!!!
Was ist das für eine Frucht?
Die Kirsche, die keine Kirsche ist
Die Kirsche, die wir hier vorstellen möchten, ist der Familie der Hartriegelgewächse zuzuordnen. (Die „richtigen“ Kirschen gehören, wie viele unserer Obstgehölze, zu den Rosengewächsen.) Hierzulande wird die aktuell reifende Kirsche unter der Bezeichnung „Kornelkirsche“ vermarktet, wobei viele andere regionale Bezeichnungen, wie beispielsweise Herlitze, Dirlitze, Kornelle, Welsche Kirsche oder Tierlibaum verwendet werden. Am bekanntesten dürfte aufgrund des dort daraus produzierten Edelobstbrandes (Dirndlschnaps) die in Bayern und Österreich geläufige Bezeichnung „Dirndl“ sein.
Daraus und auch aufgrund der Bezeichnung „Welsche Kirsche“ lässt sich bereits richtigerweise vermuten, dass der Verbreitungsschwerpunkt der Kornelkirsche eher in südlichen Regionen liegt. Und tatsächlich zieht sich der natürliche Verbreitungsraum vom Kaukasus über die Türkei, den Balkan, Ungarn, Österreich, Italien, südliche Schweiz bis nach Frankreich. In Deutschland kommt sie wild (autochthon) nur in einzelnen Regionen Süd- und Westdeutschlands vor. Insgesamt zählt die Kornelkirsche zum Wildobst, wenngleich es mittlerweile eine Reihe von Sorten gibt, von denen allerdings bislang meist nur wenige Sorten (z. B. `Jolico`, `Kasanlak`, `Macrocarpa`, `Schönbrunner Gourmet Dirndl`) im Handel angeboten werden. Die Sorten unterscheiden sich von der Wildart vor allem durch größere Früchte und eine bessere Abreife am Strauch.
Die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig
Heutzutage steht die Nutzung der Kornelkirschen zur Herstellung von Edelobstbränden, Saft und Gelee klar im Vordergrund. In den Herkunftsländern sind allerdings zahlreiche weitere Rezepte (z. B. wie in Salzlake eingelegte Oliven) im Umlauf. Weiterhin wurden bereits von Hildegard von Bingen und auch später medizinische und gesundheitsfördernde Wirkungen beschrieben, weshalb die Kornelkirsche letztlich auch in Klostergärten zu finden war.
Erwähnenswert ist auch das besonders harte Holz, welches früher zur Herstellung von Zahnrädern, Holzhämmern, mathematische Instrumente, Messergriffe, Radspeichen verwendet wurde und auch begehrt für Drechslerei und Bildhauerei war.
Weiterhin wurde die Rinde der Kornelkirsche früher aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehaltes auch zum Gerben genutzt.
Klimawandel & Biodiversität: Die Kornelkirsche hat Potential
Zunächst einmal ist die Verwendung von Kornelkirschen im Hausgarten aus mehrerer Sicht interessant: Die frühe Blüte bereits Ende Februar / März / April ist nicht nur attraktiv, sondern auch aus ökologischer Sicht viel wertvoller als ihre zur gleichen Zeit blühenden Gartenkonkurrenten Forsythie, Zaubernuss und Winterschneeball. Neben der Salweide ist sie ein bedeutender Erstnahrungslieferant von Nektar und Pollen für Wild- und Honigbienen. Die Kirschen dagegen werden gerne von Vögeln und Bilchen gefressen.
Ein weiteres Argument für die Kornelkirsche ist ihr langsames Wachstum und die hohe Schnittverträglichkeit. So eignet sie sich gleichermaßen zur Verwendung als Formhecke, freiwachsende Hecke, Einzelstrauch, Großstrauch und Kleinbaum.
Die Integration von Kornelkirschen auf Streuobstwiesen hat Potenzial, sowohl deren ökologische Bedeutung als auch bei entsprechender Nutzung und Vermarktung die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Da sie einer anderen Pflanzenfamilie angehören, kann ihre Pflanzung am unmittelbaren Standort abgängiger Obstbäume erfolgen. Weiterhin werden sie kaum von Krankheiten und Schädlingen befallen und auch die Wildverbissgefahr ist gering. Insgesamt ist allerdings das langsame Wachstum bis zur Etablierung zu berücksichtigen, so dass zwischen Pflanzung und Ernte einer nennenswerten Menge von Kirschen durchaus 15 bis 20 Jahre vergehen können. Zu beachten ist weiterhin, dass die maximal als Kleinbaum wachsenden Gehölze maximal nur mit Kleinmaschinen unterfahren werden können.
Da im Gegensatz zu den Kulturobstarten ein Schnitt bei dieser Wildobstart (wie auch bei anderen Wildobstarten) nicht notwendig ist, eignet sich die Verwendung von Kornelkirschen insbesondere auch auf den als pflegeleicht gedachten kommunalen Streuobst-Ausgleichsflächen. Aufgrund der oft unzureichenden Pflege versagen hier nämlich bereits nach wenigen Jahren die aufgepflanzten Kulturobstbäume.
Ein großer Vorteil, der für einen stärkeren Fokus auf Kornelkirschen in Parks, Gärten und Landschaft spricht, ist neben der Fruchtnutzungsmöglichkeit und der hohen ökologischen Bedeutung ganz besonders auch nach erfolgreicher Etablierung deren hohe Trockenheitsresistenz und Hitzeverträglichkeit bei gleichzeitiger Blütenfrostresistenz. Es handelt sich somit um ein Gehölz, welches dem Klimawandel trotzt! Auch hinsichtlich des Standortes sind Kornelkirschen insgesamt wenig anspruchsvoll.
Ernte
Bei der Wildart ist es so, dass die Reifezeit der Früchte über einen mehrtägigen Zeitraum geht und somit ein schneller Erntegang nicht möglich ist. Reife Früchte sind dunkelrot und werden dann erst süß, unmittelbar bevor sie abfallen. Ideal ist es, sie mittels feinmaschiger Netze aufzufangen. Die Zuchtsorten reifen in der Regel gleichmäßiger. Ein Schütteln oder Abschlagen sollte vermieden werden, weil sich bereits im Herbst die Blütenknospen ausgebildet haben. Bei der Ernte und beim Schnitt ist zu beachten, dass die Blätter von einer Calciumcarbonat-Schicht überzogen sind, was leichte Hautreizungen verursachen kann.
Das Leckere zum Schluss: Zuckerarmer Kornelkirschen-Gelee mit Apfel-, Birnen- oder Quittenstückchen
Zutaten:
- 750 ml Kornelkirschensaft
- 0,5 kg Gelierzucker 2:1
- 1 – 2 Äpfel, Birnen oder Quitten
- 1 – 2 EL Zucker
- Zitronensaft
- Ggf. Gewürze (z. B. Glühweingewürzmischung)
Saubere Gläser + Deckel (Nachhaltig ist die Mehrfach-Nutzung gebrauchter Gläser), Edelstahl- oder hitzefester Glasmessbecher, Kochlöffel, Schöpflöffel
Die 1 – 2 Äpfel, Birnen, Quitten in kleine Stückchen schneiden, mit etwas Zitronensaft durchmischen, damit sie nicht braun werden, zuckern und im Kühlschrank über Nacht zwischenlagern.
Die Kornelkirschensaft mit dem Gelierzucker durchmischen und unter Rühren zum Kochen bringen. Die gezuckerten Fruchtstückchen hinzufügen, ebenso bei Bedarf die Gewürze (Glühweinmischung für Weihnachtsmarmelade).
Bei starker Hitze das Ganze ca. 2 – 3 Minuten sprudelnd kochen lassen und ggf. den Schaum ablöffeln und Gelierprobe machen.
Den Gelee in die Gläser abfüllen und verschließen.
Guten Appetit!