Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Pflanzenschutz

Gartentelefon: Immer mehr Schadbilder durch Hitze, Frost & Co.

Immer häufiger wird das Gartentelefon mit Schadbildern konfrontiert, die früher eher selten waren: Neben Hitze- und Trockenschäden treten – trotz meist milder Winter – verstärkt Schäden aufgrund von Kälte und Spätfrösten auf.

Bild 1: Wein, Frostschaden
Bild 4: Sonnenbrand, Himbeere

Sehr einfach ist die Diagnose, wenn der direkte Zusammenhang zwischen Witterung und Schaden zu erkennen ist. Durch Spätfröste erfrorene Austriebe an Wein (Bild 1), erfrorene Blüten an Erdbeeren (Bild 2) oder erfrorene Kartoffeljungpflanzen sind ebenso leicht zu erkennen, wie durch Hitze und Sonnenbrand geschädigte Hortensien, Rosenblüten (Bild 3) oder Himbeerfrüchte (Bild 4).

Bild 2: Spätfrost, Erdbeere
Bild 3: Sonnenbrand, Rosenblüten

Schwieriger wird die Diagnose, wenn der zeitliche Zusammenhang nicht so einfach herstellbar ist, z.B. bei Frostzungen an Äpfeln aufgrund von Spätfrösten (Bild 5), beim Verrieseln von Johannisbeerfrüchten in Folge kalten Blühwetters, bei Zwillingsfrüchten an Pflaumen und Kirschen aufgrund heißer Witterung während der Blütenbildung oder beim Abstoßen von Früchten bei Obstgehölzen.

Oft ist die Verbindung von Schaden und Ursache nicht eindeutig erkennbar, z.B. beim Grünkragen oder Blütenendfäule bei Tomaten aufgrund ungleichmäßiger/unzureichender Bewässerung und Hitze.
Zudem treten Wuchsanomalien auf, die uns einfach unbekannt sind oder nur sehr selten auftreten, z.B. die Nachblüte bei Erdbeere, Äpfeln, Birnen oder bei Ziergehölzen, wie Forsythien, Magnolien oder Kastanien (Bild 6).
Durchgewachsene Blüten an Rosen (Bild 7) oder Stauden werden kaum mit der Witterung in Verbindung gebracht.

Bild 5: Frostzungen, Apfel
Bild 6: Aesculus hippocastanum, Frucht und Blüte, September 2020

Eine genaue Diagnose dieser „physiologischen“ Schäden ist auch deshalb schwierig, da in Folge von Witterungseinflüssen viele Pflanzen unter „Stress“ stehen und verstärkt Schädlinge und Krankheiten auftreten. Diese „Sekundärschädiger“ sind jedoch nicht die eigentliche Ursache für die erkrankten, bzw. befallenen Pflanzen.
Besonders deutlich wird dies bei den vielen Fragen zu Schäden an Lebensbäumen, die meist schlicht auf Trockenheit zurückzuführen sind. Auch viele Schäden im Rasen, z.B. das verstärkte Auftreten von Schädlingen und Rasenunkräutern, haben ihre Ursache sehr oft in mangelnder Rasenpflege und Witterungseinflüssen, besonders Trockenheit und Hitze.

Bild 7: Prolifikation, Rose, durchgewachsene Blüte

Ein weiterer Aspekt in Verbindung mit Schäden, die aufgrund von Witterungseinflüssen auftreten, ist der Gärtner oder Gartenfreund selbst: Schuld ist nicht der Klimawandel, wenn aufgrund ungenügender Planung, Pflanzvorbereitung und unfachmännisch ausgeführter Pflanzung, Stauden und Gehölze absterben.
Öfter sind dies ein ungeeigneter Standort, eine unzureichende Bodenvorbereitung, ein zu kleines Pflanzloch, ein zu tiefes Pflanzen, ungenügende Baumbindungen, ein fehlender Stammschutz etc. und besonders eine unzureichende Anwachspflege nach der Pflanzung.
Sehr oft werden Pflanzen sehr groß (zu groß) und zu spät gepflanzt, dann können selbst Containerpflanzen bei Trockenheit und Hitze vertrocknen.
Aber meist wird der Wasserbedarf von Pflanzen einfach sehr stark unterschätzt und nicht ausreichend gewässert.

Nicht nur das Gartentelefon der Hessischen Gartenakademie wird sich zukünftig vermehrt mit Fragen zu witterungsbedingten Schäden beschäftigen müssen, wir werden auch unser Kursangebot entsprechend erweitern.


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