Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Klimaanpassung

Hobbygarten: Gewinner und Verlierer des Klimawandels

Der Klimawandel wirkt sich auf sehr unterschiedliche Art und Weise auf unsere Gärten aus. Das Frühjahr 2024 hat gezeigt, Spätfröste werden ein immer größeres Problem. Hinzu kam Ende April in einigen Regionen Nordhessens der starke Schneefall, der nicht nur Autofahrer überrascht hat.

Besonders aber wirkt sich der Klimawandel auf die Art und Häufigkeit von Niederschlägen aus. So ist das aktuelle Jahr besonders nass und der Winter 2023 24 in vielen Regionen sogar extrem nass. Trotzdem werden uns zukünftig vermutlich besonders die langen Trockenperioden im Sommer beschäftigen. Diese häufiger werdenden Trockenphasen haben in den letzten Jahren bestimmte Tierarten im Garten gefördert bzw. gehemmt.

Bei wechselwarmen Tieren ist es häufig so, dass die Kombination Trockenheit und Wärme die Entwicklung fördert, soweit nicht bestimmte artspezifische Temperaturobergrenzen überschritten werden. Manche Schädlinge, z.B. Buchsbaumzünsler und Eichenprozessionsspinner, haben sich dadurch erst nach Nordhessen ausbreiten können und andere, z.B. die Marmorierte Baumwanze, die Grüne Reiswanze und andere, werden ihnen nachfolgen.
Gewinner sind auch Zwergzikaden, bei trocken-warmer Witterung nehmen die Saugschäden an Salbei, Rosmarin, Thymian und anderen Küchenkräutern durch Zwergzikaden zu.
Wärme und niedrige Luftfeuchte lieben ebenso Spinnmilben. Deshalb bringt es schon etwas, wenn man von Spinnmilben befallene Pflanzen überbraust.
Auch Wanzenarten lieben die Wärme und treten daher vermehrt in Erscheinung.
Mittlerweile hat es sich vermutlich rumgesprochen, dass die Borkenkäferkalamitäten im Forst durch die Dürresommer 2018 und 2019 verstärkt wurden: Die Bäume (v.a. Fichten) können bei Trockenheit nicht genügend Harz produzieren, um die anfliegenden Käfer damit abzuwehren.
In 2023 kam es in einigen Regionen Hessens zudem zu einem verstärkten Befall mit Prachtkäferlarven, dies nicht nur bei Eichen, sondern bei den unterschiedlichsten Gehölzarten. Holzschädlinge sind also eindeutig auf dem Vormarsch.
Große Schäden an jungen Kohlpflanzen und Rucola können durch Erdflöhe verursacht werden. Diese Käfer verursachen Lochfraß an den Blättern und können bei trockenwarmer Witterung Jungpflanzen zum Absterben bringen. Auch hier kann man versuchen, den Schaden durch Bewässerung zu begrenzen.

Aber nicht alle Tiere mögen es trocken. Bei Schnecken ist bekannt, dass regnerisches Wetter ihre Aktivitäten beflügelt. Die Möhrenfliege wird bei warmer, trockener Witterung eher gehemmt und die Maden der Trauermücken vertrocknen, wenn die Feuchtigkeit im Substrat einen gewissen Wert unterschreitet. Auch die Kirschessigfliege mag keine sehr große Sommerhitze.
Nicht zuletzt sind viele Pilze eher feuchtigkeitsliebend: die Kraut- und Knollenfäule an Kartoffeln und Tomaten, der Sternrußtau an Rosen und der Erreger des Buchsbaumsterbens benötigen einen Wasserfilm auf dem Blatt, der mehrere Stunden vorhanden sein muss. Erst dadurch wird die Keimung der Pilzsporen möglich. Dagegen sind die Echten Mehltaupilze typische Schönwetterpilze. Sie gedeihen am besten bei warmer Witterung tagsüber; ihnen reicht der Tau auf dem Laub zur Keimung.

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So gibt es Verlierer und Gewinner des Klimawandels, eins bleibt jedoch gewiss, wir werden uns nach wie vor auf neue Herausforderungen einstellen müssen.

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