Gemüsebau & Kräuter
Einfluss von Kunstlicht-Spektren auf das Wachstum und die Qualität von Topftomaten für einen frühen Verkaufszeitraum
Tomaten für die Fensterbank – die Vermarktung von bereits Früchte tragenden Pflanzen passt sehr gut zum aktuellen Trend, direkt beerntbare Pflanzen als Impulskaufartikel anzubieten.
Die Hauptabsatzzeit für Topftomatenpflanzen beginnt traditionell ab Mitte April, da dieses Wärme und Licht liebende Fruchtgemüse ab dann für die outdoor Kübel- und Balkonkastenkultur verwendet werden kann. Hauptherkünfte sind niederländische und dänische Spezialbetriebe.
Vor dem Hintergrund energetisch und technisch immer effizienter wirtschaftender Gartenbaubetriebe sind weitere Produktdifferenzierungen sowie Verwendungserweiterungen denkbar. Seit einigen Jahren halten innovative Belichtungsmöglichkeiten (z.B. LED- oder Vollspektrumleuchten) Einzug in die Gewächshäuser, so dass zukünftig zunehmend Gewächshausfläche mit Zusatzbelichtung zur Verfügung stehen dürfte.
Speziell für direkt vermarktende oder Topfkräuter produzierende Betriebe bieten sich für die Produktdiversifizierung frühe Sätze von kompakt wachsenden Fruchtgemüsesorten wie Topftomaten an. Diese können ab Anfang März als regionale Ware für den Indoor-Bereich als „Zimmerpflanze mit Nasch- & Nutzwert“ platziert werden.
Das Fachgebiet Fachinformation des Gartenbauzentrums Geisenheim versucht die Fragestellungen zu beantworten, welchen Einfluss die verschiedenen Leuchtencharakteristika wie Spektralzusammensetzung, Wärmeabstrahlung etc. auf die Pflanzenqualität ausüben, mit welchen Entstehungskosten zu rechnen ist und nicht zuletzt, wie das Interesse der Verbraucher an dem Produkt einzuschätzen ist.
Ab Ende November 2015 (Aussaat) wurden die zwei Sorten ‘Ponchi Re‘ (Prudac) und ‘Red Robin‘ (Sakata) unter sechs verschiedenen Leuchteninstallationen bei vergleichbarer Einstrahlungsintensität bis zur KW 10 (11.03.2016) kultiviert. Es wurden drei LED-Leuchten der Hersteller Valoya (AP 673), Lemnis (Oreon) und Ledcon (Tomaten-Leuchte), ein Keramik-Metallhalogen-Leuchtmittel von Philips (CDM-Elite) sowie ein Tageslicht-A-Klasse-Leuchtmittel in einem Prototyp einer Mikrowellen-Plasma-Leuchte von Plasma International gegen den gartenbaulichen Standard Natriumhochdruckdampf (SOD-Leuchtmittel von DH Licht) getestet. Wie in der, gibt es Sorten bedingte Unterschiede, etwa bei der Sichtbarkeit der Früchte und der Blattmassebildung. Aber auch die Leuchten bewirken Effekte auf den Habitus der Pflanzen und den Zeitpunkt der Fruchtfärbung. Die schnellste Abreife erfolgte unter Natriumhochdruckdampf-Licht (SOD) sowie den beiden LED-Leuchten von Valoya und Ledcon. Bei den mit Natriumhochdruckdampf belichteten Pflanzen zeigte sich allerdings eine Kopflastigkeit, während unter allen drei LED- sowie der CDM-Lampe die Standfestigkeit und Kompaktheit wesentlich höher ausfiel. Das pflanzenbauliche Ergebnis unter der Mikrowellen-Plasma-Leuchte muss aufgrund zu geringer realisierter Lichtintensität relativiert werden.
Dass dieses Produkt auch bei den Endverbrauchern auf Akzeptanz stoßen kann, zeigt das Ergebnis einer durchgeführten Testvermarktung. Die im Zeitraum 11.03. bis 22.03.2016 in zwei Gartencentern zu 7,99 Euroangebotenen Pflanzen wurden zu > 70% abgesetzt. Bei 8,5 Pflanzen pro qm Kulturfläche im 15 cm-Topf ist damit bei einer Standzeit von 62 Tagen (ohne Jungpflanzenkulturzeit) ein Erlös (zu Endverkaufspreisen) von 68 €/m² zu erzielen.