Grünland & Futterbau
Bodenverdichtungen im Grünland lockern
Das Frühjahr 2023 bot bisher wenig Gelegenheit, um organische Dünger ohne Bodenverdichtungen auszubringen. Nach den vergangenen Dürreperioden sind Niederschläge zwar willkommen, gleichzeitig verkürzen sie die Zeitfenster für die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern.
Auf gefrorenem Boden darf keine Ausbringung erfolgen, um die Abschwemmung von Nährstoffen zu vermeiden. Kurze Trockenphasen, die meist nur wenige Tage umfassten, verstrichen oft ungenutzt, wenn der Lohnunternehmer nicht verfügbar oder die betriebseigene Technik nicht einsatzbereit war. Schlagkräftige Maschinen stellen zudem höhere Ansprüche an die Befahrbarkeit des Bodens, da sie aufgrund ihres größeren Fassungsvermögens schwerer sind. Außerdem wird ab 2025 die bodennahe Gülleausbringung im Grünland verpflichtend. Schleppschuh- und Schleppschlauchverteiler sind bereits jetzt auf vielen Betrieben im Einsatz und erhöhen nochmals die Last während der Ausbringung. Narbenschäden und Bodenverdichtungen können allerdings auch zur Ernte entstehen. Im Herbst 2022 erfolgte vielerorts die letzte Nutzung erst im November unter z.T. feuchten Verhältnissen, um Mäuse- und Auswinterungsschäden, bspw. durch Schneeschimmel, zu vermeiden.
Das Thema Bodenverdichtungen im Grünland ist damit hochaktuell und wird zukünftig noch stärker zu berücksichtigen sein.
Folgen von Bodenverdichtung und Vermeidungsstrategien
Verdichtungen können ganz praktisch mit der Spatenprobe oder etwas genauer mittels Bodenpenetrometer ermittelt werden. Bereits der Einstechwiederstand mit dem Spaten gibt Hinweise auf die Lagerungsdichte. Werden feste Blöcke ausgegraben, die wenig Grobporen aufweisen und bei der Abwurfprobe auf festem Untergrund nicht brechen, sollte über Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenstruktur nachgedacht werden.
Schadverdichtungen führen zu Ertragseinbußen und begünstigen die Ausbreitung unerwünschter Arten. Untersuchungen am Eichhof zeigten, dass sich der Anteil Gemeine Rispe im Bestande bei hoher Bodenbelastung innerhalb der Fahrspur verdoppelt. Die Ertragseinbußen in diesem Bereich lagen bei etwa 30 %. Im Grundsatz gilt daher, Bodenverdichtungen sind möglichst zu vermeiden.
Technische Stellschrauben sind: Bereifung, Reifendruck, Achsenzahl, Hundegang und/oder Fahrgassen. Bzgl. des Ausbringmanagements sollten auch kurze Zeitfenster genutzt und zunächst die trockensten (Teil-)Flächen mit den leichtesten Maschinen angefahren werden. Hat der Bestand bereits stark angezogen, ist die bodennahe Ausbringung via Schleppschuh bzw. -schlauch zu empfehlen. Bei ausgeprägter Frühjahrstrockenheit sollte dicke Gülle (>8 % TS) mit Wasser verdünnt werden, um die Fließfähigkeit zu verbessern und einen schnelleren Düngeeffekt zu erzielen. Wenn Wirtschaftsdünger erst im April gefahren werden, sollten besonders Milchviehbetriebe, die auf hohe Qualitäten, sprich ausreichende Erträge bei frühem Nutzungszeitpunkt, angewiesen sind, die Bestände bereits im März mineralisch anschieben. Die optimale Nährstoffversorgung zu Vegetationsbeginn ist Voraussetzung, um das standortspezifische Ertragspotential auszuschöpfen. Je später die Düngung erfolgt, umso länger brauchen die Bestände, um ausreichende Masseerträge zu bilden, somit erfolgt auch der zweite Schnitt später und Winterwasservorräte im Boden werden nicht mehr optimal genutzt.
Mechanische Tiefenlockerung?
Vermehrt sind Grassland-Subsoiler, Geräte zur mechanischen Bodenlockerung im Grünland im Einsatz. Bei der Überfahrt öffnet zunächst ein Scheibensech die Grasnarbe, um Verwerfungen durch den folgenden Zinken zu verhindern. Die schlanken Zinken mit gewinkeltem Flügelschar heben dann den Boden leicht an, sodass dieser horizontal gebrochen wird. Die entstehenden Haarrisse vergrößern den durchwurzelbaren Raum, fördern den Gasaustausch und erhöhen das Speichervolumen des Bodens für pflanzenverfügbares Wasser. Mittels nachlaufender Walze wird der Boden leicht rückverfestigt und die entstandenen Narbenverletzungen werden geschlossen. Soweit die Theorie.
Untersuchungen zeigen, dass nach dem Einsatz Ertragseffekte zwischen -20% und +100% möglich sind. Vor allem auf leichten Böden wirken die Bestände zunächst deutlich vitaler. Aber Vorsicht, es spricht viel dafür, dass die Ertragssteigerung auf eine erhöhte Mineralisation zurückzuführen und nur von kurzer Dauer ist. Bedenkt man, dass das Verfahren einem unterirdischen Umbruch ähnelt, ist davon auszugehen, dass die Effekte auf Humusabbau zurückzuführen sind, wobei Kohlenstoff verloren geht und Stickstoff freigesetzt wird. Die Nährstoffnachlieferung des Bodens könnte sich anschließend nachhaltig verringern. Zudem stabilisieren organische Verbindungen die Bodenstruktur, sodass die Wasserhaltekapazität herabgesetzt und die Tragfähigkeit des Bodens leiden würde. Gleichzeitig wurde in den behandelten Parzellen weniger Wurzelmasse ermittelt, wodurch die Trockentoleranz der Bestände sinkt.
Besonders auf schweren Böden und bei zu feuchten Bedingungen ist damit zu rechnen, dass Bodenverdichtungen in tiefere Schichten verlagert werden. Zudem sind die entstehenden Narbenschäden nicht zu vernachlässigen, die, ähnlich wie beim Einschlitzen der Gülle, zum vermehrten Auftreten unerwünschter Arten führen können. Dies gilt besonders für den Stumpfblättrigen Ampfer, der in der Vegetation etwa 7000 Samen mit einer Keimfähigkeit von ca. 70 Jahren produziert. Das Samenpotential im Boden ist nur durch eine stets geschlossene Grasnarbe zu managen. Obwohl er besonders auf verdichteten gut nährstoffversorgten Flächen zu finden ist, kann eine mechanische Bodenlockerung hier nicht empfohlen werden.
Es sind weitere Versuche auf unterschiedlichen Standorten notwendig, um die langfristige Wirkung der Tiefenlockerung im Grünland hinsichtlich Ertrag, Bestandszusammensetzung und Trockentoleranz zu untersuchen.
Bodenlockerung durch Förderung der Grünlandökologie
Das Bodenleben und insbesondere die Regenwurmaktivität fördert ein lockeres und stabiles Bodengefüge. Regenwurmgänge erhöhen die Wasserspeicherkapazität und fördern die Durchwurzelung des Bodens. Die Pflanzen gelangen so an tieferliegende Wasservorräte, sodass die Trockentoleranz der Bestände deutlich erhöht wird. Somit leistet das Bodenleben einen wichtigen Beitrag, um die Bodenstruktur zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Voraussetzung sind optimale pH-Werte durch regelmäßige Kalkung und ausreichend Futter: organische Dünger mit genügend Kohlenstoffanteilen z.B. Mist oder Kompost.
Auch durch Nachsaaten tiefwurzelnder Grünlandarten können Bodenverdichtungen vermieden bzw. aufgebrochen werden. Erfolgreich ist die Nachsaat vor allem im Spätsommer, wenn sie in Bestände mit ausreichendem Lückenanteil ausgebracht wird. Rohrschwingel, Zichorie, Luzerne, Rot-, Horn oder Steinklee sind, aufgrund ihres ausgeprägten Wurzelwachstums, nicht nur besonders trockentolerant, sondern tragen auch zur Auflockerung verdichteter Bodenhorizonte bei und verhindern Bodenerosion. Steinklee sollte allerdings nur in kleinen Mengen zum Einsatz kommen (max. 0,5 kg/ha), da sich größere Ertragsanteile negativ auf die Fütterung auswirken. Die Luzerne ist zwar futterbaulich interessant, lässt sich aber nur schwer in bestehenden Grasnarben etablieren, weshalb aus Kostengründen nicht mehr als 2-5 kg/ha anzuraten sind. Hornklee zeigt ein relativ geringeres Ertragspotential und wird mit etwa 1-3 kg/ha in der Nachsaatmischung empfohlen. Rohrschwingel kann dazu neigen, wertvolle Futterarten (Dt. Weidelgras) aus dem Bestand zu verdrängen, sodass die Nachsaat zunächst auf stark belastete Teilbereiche z.B. das Vorgewende beschränkt werden kann. Steigender Beliebtheit erfreut sich auch die Futterzichorie, der auch eine antiparasitäre Wirkung nachgewiesen wurde und die mit etwa 2-5 kg/ha nachgesät werden kann.
Schadverdichtungen im Dauergrünland werden zunehmen. Für optimale Ergebnisse sollten die beschriebenen Maßnahmen möglichst kombiniert und weitere Untersuchungen durchgeführt werden.