Landessortenversuche
Ergebnisse der LSV Sommerhafer 2020 & Empfehlungen
Nach dem Rückgang der Haferanbaufläche in den letzten Jahren stieg der Anbau in 2020 wieder um etwa 23 % auf 155.800 ha in Deutschland.
Die Haferproduktion erreichte eine Erntemenge von 713.500 t nach Schätzung des statistischen Bundesamtes. Vor allem in Schleswig-Holstein, Bayern und Niedersachsen wurde Hafer vermehrt angebaut. In Hessen hingegen nahm der Anbau um etwa 500 ha weiter ab. So stand Hafer nur noch auf etwa 9.000 ha in Hessen. Dies entspricht nur knapp 3 % der Getreidefläche. Hafer litt wie auch der gesamte Getreideanbau im dritten Jahr in Folge unter den schwierigen Wetterbedingungen. Mit gerade einmal 47,6 dt/ha lag der Landesdurchschnitt des Haferertrages 1,1 dt/ha unter dem Vorjahresertrag laut der Besonderen Ernteermittlung (BEE) in Hessen.
Nach Angaben des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) ist der Qualitätshaferbedarf der Mühlen seit 2008 um etwa 70% gestiegen. Jährlich werden rund 500.000 t Hafer zu Lebensmittel verarbeitet. Der Aufwärtstrend ist nicht nur auf den gestiegenen Konsum von Haferflocken und Müslis zurückzuführen. Auch die Vielfalt an Haferprodukten hat zugenommen wie z.B. Hafer-Protein-Riegel und Porridge-Mischungen. Auch Milchersatzprodukte auf Haferbasis finden immer mehr Einzug in die Lebensmittelläden. Beim Verbraucher spielen hierbei oft ethische, umweltbezogene und gesundheitliche Motive eine Rolle. Durch den gestiegenen Bedarf können die deutschen Hafermühlen ihren Haferbedarf nicht mehr ausschließlich aus deutschem Anbau decken und müssen Hafer importieren. Seit 2008 hat sich die Einfuhr von Hafer auf etwa 560.000 t verdoppelt (VGMS, 2019), wobei der größte Anteil aus Skandinavien und auch aus osteuropäischen EU-Staaten stammt.
Entscheidet man sich für den Schälhaferanbau, sollte man sich zunächst mit der aufnehmenden Hand im Vorfeld abstimmen. Die Verarbeiter geben überwiegend die Sorten vor. Ohne Vertragsbindung sollte zumindest vorab mit den potentiellen Abnehmern geklärt werden, wie die gewünschten Qualitätsanforderungen definiert sind. Eine gute Schälbarkeit, geringe Spelzenanteile, ein Hektolitergewicht von mindestens 52 kg/hl und die Korngrößensortierung sind bedeutende Parameter (Tabelle 5). Daneben sollte die Mykotoxinbelastung möglichst gering sein. Hafer ist eine Getreideart der feucht-kühleren Anbaugebiete und nur mit günstigen Witterungsbedingungen bis zur Abreife können diese Qualitätsanforderungen erreicht werden. Trockenphasen können zu einer schlechten Kornausbildung führen. Standorte mit schlechter Wasserversorgung besitzen somit ein höheres Anbaurisiko und sollten möglichst zum Anbau von Qualitätshafer vermieden werden. Aufgrund des höheren Wasserbedarfs reagiert Hafer auf Wassermangel in der generativen Phase neben Qualitätsverlust auch mit deutlichen Ertragseinbußen.
Hafer weist auch eine Reihe an pflanzenbaulichen Vorteilen auf, die den Anbau interessant machen. Hafer verfügt über eine hohe Konkurrenzkraft gegen Unkräuter. Zu beachten ist jedoch, dass es keine Möglichkeit der chemischen Ackerfuchsschwanzbekämpfung gibt, wodurch nur der Striegeleinsatz zur Verfügung steht. Der Anbau kann aufgrund der geringen Krankheitsanfälligkeit sehr ressourcensparend und umweltverträglich gestaltet werden. So führte eine Fungizidapplikation in den Landessortenversuchen nicht immer zu Mehrerträgen. Bei der Sortenwahl sollte man jedoch auf eine geringe Anfälligkeit gegen Mehltau und Haferkronenrost achten. Diese Krankheiten führen zu deutlichen Ertrags- und Qualitätsverlusten. Dies gilt auch für Viruskrankheiten, die von Blattläusen übertragen werden, z.B. die Haferröte. Blattläuse sollten daher frühzeitig bekämpft werden. Als „Gesundungsfrucht“ reduziert Hafer Fußkrankheiten in Winterweizen und Wintergerste. Darüber hinaus lockert Hafer als Sommerung die vielerorts zu engen winterungslastigen Fruchtfolgen auf und hinterlässt dank des leistungsfähigen Wurzelsystems geringe Restnitratgehalte und eine gute Bodenstruktur für die nachfolgende Kultur. Zusätzlich hat der moderate Stickstoffbedarf einen positiven Effekt auf die N-Bilanzierung eines Betriebes. Der Haferanbau wird besonders für Betriebe interessant, deren Flächen nach der Düngeverordnung als nitratbelastet eingestuft sind und mit verschärften Düngeregelungen auskommen müssen.
Landessortenversuche 2020
In Hessen wurden die Landessortenversuche zu Hafer im Anbaujahr 2020 an den zwei Versuchsstandorten Bad Hersfeld und Korbach angelegt. Die beiden Standorte repräsentieren die Hauptanbaugebiete von Hafer für die kühl-feuchteren hessischen Mittelgebirgsregionen. Die Wasservorräte im Oberboden waren zum Jahresbeginn noch nicht gefüllt. Im Februar brachten intensive Niederschläge bis zur dreifachen Niederschlagsmenge als normal üblich und machten die Böden unbefahrbar. Möglich war die Bodenbearbeitung erst im März, der sich dann ab Monatsmitte durchweg trocken zeigte. Die Aussaat verzögerte sich bis zum 26.3. in Bad Hersfeld und 2.4. in Korbach. Der Feldaufgang war am 16.4. Die Bestände liefen gut auf. Sowohl der April, als auch der Mai waren arm an Niederschlägen. Dies führte dazu, dass der Oberboden austrocknete. Der Hafer war nicht in der Lage ein intensives Wurzelsystem zu entwickeln. Die Nachtfröste in der 20. Kalenderwoche hinterließen am Hafer keine Schäden. Im Juni fiel dann wieder die monatsübliche Niederschlagsmenge. Dies führte zur Linderung der Trockenheit. Die verspätete Aussaat und die anschließende Trockenheit in der Jugendentwicklung führten dennoch teilweise zu Ertrags- und Qualitätsverlusten. So wurden zum Beispiel nur geringere Proteingehalte und Hektolitergewichte in Korbach erreicht. Die Ernte erfolgte am 20.8. in Bad Hersfeld und 21.8. in Korbach.
Die Landessortenversuche zu Hafer werden in Hessen in zwei Intensitätsstufen durchgeführt. In der extensiven Stufe 1 wird nur eine reduzierte Aufwandmenge an Wachstumsregler und kein Fungizid eingesetzt. Damit ist es möglich die Standfestigkeit und Anfälligkeit für Pilzkrankheiten der einzelnen Sorten zu beurteilen. In der Intensitätsstufe 2 werden Fungizide und Wachstumsregler standortüblich nach Bedarf eingesetzt. Ziel dadurch ist es das tatsächliche Leistungspotenzial der Sorten zu bewerten. Hafer hat jedoch einen geringen Pflanzenschutzmittelbedarf und zeigt nicht immer einen Mehrertrag in der Stufe 2. In Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz werden deshalb die Landessortenversuche zu Hafer nur noch in Stufe 1 angelegt.
Das Prüfsortiment umfasste 9 Sorten, davon war Symphony die einzige Weißhafersorte. In den Tabellen 1a und 1b werden die geprüften Sorten dargestellt.
Max wurde 2008 zugelassen und ist eine langjährig geprüfte Gelbhafersorte mit durchschnittlichen Kornertrag sowohl in der Intensitätsstufe 1 und 2. Mit seiner guten Korngrößensortierung, hohem Hektolitergewicht, niedrigem Spelzenanteil und geringem Anteil nicht entspelzter Körnern ist er für die Schälhafer- und Futterhafererzeugung geeignet. Er zeigt trotz der kurzen Wuchshöhe eine erhöhte Neigung zu Lager und Halmknicken. Er besitzt eine mittlere Anfälligkeit für Mehltau und eine gleichmäßige Korn- und Strohabreife.
Der Weißhafer Symphony wurde 2012 zugelassen und eignet sich als Futterhafer. Er zeigte über mehrere Jahre in Hessen konstant überdurchschnittliche Erträge. Er besitzt zwar eine längere Wuchshöhe, die aber nicht zu einem höheren Lagerrisiko führt. Die Korn- und Strohabreife verläuft harmonisch und die Mehltauanfälligkeit liegt im mittleren Bereich. Trotz guter Korngrößensortierung und geringem Spelzenanteil, hohem Hektolitergewicht und Tausendkorngewicht ist die Eignung für die Schälhafererzeugung nur eingeschränkt. Der Anteil nicht entspelzter Körner kann über den Anforderungen des Handels liegen.
Apollon zeigt konstant mittlere Kornerträge. Wie auch Symphony führt die längere Pflanzenlänge nicht zu einer höheren Neigung zu Lager und Halmknicken. Die Anfälligkeit für Mehltau ist erhöht und macht unter Umständen eine Fungizidbehandlung nötig. Das Stroh reift verzögert ab. Mit der sehr guten Korngrößensortierung und hohem Hektolitergewicht, geringem Spelzenanteil und geringem Anteil nicht entspelzter Körner ist Apollon auch für die Schälhafererzeugung geeignet.
Delfin drischt mittlere Erträge. Diese schwanken jedoch in größerem Maße als bei anderen Sorten. Die starke Reifeverzögerung kann zu Problemen in der Abreife führen. Delfin zeigt sich als sehr widerstandsfähig gegenüber Mehltau. Das Hektolitergewicht ist mit Stufe 6 als mittel bis hoch eingestuft. Die Kornsortierung ist schwächer als bei Symphony und Apollon eingestuft. Die Vermarktung als Schälhafer sollte vorab mit potentiellen Abnehmern geklärt werden.
Poseidon erreicht langjährig die höchsten Erträge in Hessen. Er reift harmonisch ab und besitzt eine geringe Anfälligkeit für Lager und Halmknicken. Die Mehltauanfälligkeit ist mit der Note 5 als mittel eingestuft, genauso wie das Hektolitergewicht. Die Kornsortierung ist hingegen sehr gut. Die Schwächen bei der Schälbarkeit verschlechtern die Schälhafereignung.
Die Erträge von Bison lagen in den letzten Jahren unterhalb der mitgeprüften Sorten in beiden Intensitätsstufen. Das Stroh reift etwas später ab. Die kurze Pflanzenlänge führt zu einer geringen Lagerneigung und die Sorte ist sehr widerstandsfähig gegenüber Mehltau. Bison zeigt ein mittleres bis hohes Hektolitergewicht (Note 6) und eine sehr gute Korngrößensortierung, sowie ein geringen Spelzenanteil und Anteil nicht entspelzter Körner.
Yukon ist eine Gelbhafersorte mit einer sehr geringen Anfälligkeit gegenüber Mehltau und geringen Lagerneigung. Dies ermöglicht einen reduzierten Pflanzenschutzmitteleinsatz. Die Strohabreife läuft verzögert ab. Das Tausendkorngewicht, die Korngrößensortierung und das Hektolitergewicht sind gut. Erhöhte Spelzenanteile und schlechte Entspelzbarkeit verringern jedoch die Eignung als Qualitätshafer.
Armani zeigt trotz der geringen Wuchshöhe langjährig überdurchschnittliche Kornerträge in beiden Intensitätsstufen und ist widerstandsfähig gegenüber Mehltau. Er hat einen geringen Spelzenanteil. Aufgrund des geringen Hektolitergewicht eignet sich Armani nicht für die Schälhaferproduktion.
Lion zeigt in seinem zweiten LSV-Jahr durchschnittliche Erträge. Er präsentiert sich mit sehr geringen Spelzenanteil (Note 1) und Anteil nicht entspelzter Körner (Note 2). Zusätzlich hat Lion ein hohes Hektolitergewicht (Note 7) und eignet sich für die Schälhaferverarbeitung. Die Korngrößensortierung ist gut, aber kommt nicht an das hohe Niveau von Bison und Apollon heran. Beachtet werden muss die geringe Widerstandsfähigkeit gegenüber Mehltau.
Die Ergebnisse der hessischen Landessortenversuche sind in Tabelle 2 dargestellt. Ein Durchschnittsertrag von 72,2 dt/ha wurde bei optimaler Bestandesführung (Intensitätsstufe 2) erreicht. Dieser liegt 13,2 dt/ha über dem Vorjahreswert. Der Standort hatte einen Effekt auf die erzielten Erträge dieses Jahr. Die Ertragsdifferenz der zwei Versuchsstandorte lag bei 7 dt/ha in Stufe 1 und 7,3 dt/ha in Stufe 2. Die Ertragsunterschiede der Sorten zeigten Differenzen von 9,3 und 8,7 dt/ha in Stufe 1 bzw. 2 und macht deutlich wie wichtig die standortangepasste Sortenwahl ist. In der Intensitätsstufe mit reduziertem Wachstumsreglereinsatz und ohne Fungizid sind Yukon, Delfin und Armani die ertragsstärksten Sorten. In Stufe 2 liefern Armani und Yukon erneut die höchsten Erträge. Bison konnte im zweiten Jahr in Folge ertraglich nicht überzeugen. Delfin und Poseidon fielen in Stufe 1 mit stärker schwankenden Erträgen auf. In Bad Hersfeld erreichte Delfin mit einem Relativertrag von 107 in Stufe 1 den Spitzenertrag von 78,9 dt/ha. In Korbach war der Ertrag hingegen leicht unterdurchschnittlich. In Stufe 2 erreichte Yukon den Spitzenertrag auch mit 78,9 dt/ha in Bad Hersfeld.
Bei reduziertem Wachstumsreglereinsatz und Verzicht auf Fungizide wurde in der Intensitätsstufe 1 im Versuchsdurchschnitt ein Ertrag von 70 dt/ha erzielt. Dieser liegt nur 2,2 dt/ha unter dem der Intensitätsstufe 2. Dies zeigt, dass der höhere Pflanzenschutzeinsatz bei Hafer nicht immer wirtschaftlich ist. Den höchsten Ertragszuwachs durch den gestiegenen Einsatz an Pflanzenschutzmittel zeigte Armani, Apollon und Symphony. Keinen bis kaum Mehrertrag erzielten hingegen Delfin und Yukon im Durchschnitt beider Standorte.
Im Prüfjahr 2020 war die Kornausbildung mit einem Tausendkorngewicht von 37,1 g (Stufe 1) und 37,6 g (Stufe 2) etwas besser als im Vorjahr (Tabelle 3). Bison und Apollon erreichten die höchsten Werte. Erwartungsgemäß hatte Max wie auch schon in den Vorjahren das geringste Tausendkorngewicht. Korbach zeigte mit 37,5 g (Stufe 1) und 38,5 g (Stufe 2) etwas höhere Tausendkorngewichte als Bad Hersfeld (36,8 g in Stufe 1, 36,8 g in Stufe 2). Deutliche Unterschiede zeigten sich bei den Proteingehalten zwischen den Standorten. In Bad Hersfeld lagen die Proteingehalte im Mittel mit etwa 14 % deutlich über 11,1 % in Korbach. Trocken- und Hitzestress führte in Korbach vermutlich zu einer Behinderung der Stickstoffaufnahme aus dem Boden und/oder der Stickstoffumlagerung ins Korn. Das für Futterhafer geforderte Hektolitergewicht von mindestens 48-50 kg/hl wurde von allen Sorten in beiden Stufen erreicht. Nur Max erreichte mit 52,9 kg/hl auch die für Schälhafer mindestens geforderten 52 kg/hl in Stufe 1. In Stufe 2 erreichten Max, Lion und Delfin diese Qualitätsanforderung. Der Marktwareanteil mit 97,4 % (Stufe 1) und 97,6 % (Stufe 2) war etwas besser als im Vorjahr, lag aber bei allen Sorten über den für Schälhafer geforderten 90 %. Geringere Anteile zeigten Delfin und Yukon in beiden Stufen. Aufgrund des hohen Kornertrags lag Yukon jedoch im Marktwareertrag auf dem Spitzenplatz in Stufe 1.
Mehrjähriger Vergleich
Die Ertragsstabilität ist ein weiteres wichtiges Kriterium für die Sortenwahl, das nur in einem mehrjährigen Vergleich sicher beurteilt werden kann (Tabelle 4). Über die letzten drei hessischen Prüfjahre überzeugen Poseidon, Armani und Symphony in beiden Intensitätsstufen. In Stufe 1 zeigt Yukon seine Stärken. Jedoch liegt er in Stufe 2 unter dem Durchschnitt. Max, Apollon und Delfin liegen in beiden Stufen im Mittelfeld. Bison hingegen fällt mit einem Relativertrag von 94 in beiden Stufen hinter den anderen zurück. Lion, der zum zweiten Mal im Landessortenversuch steht, kommt nicht ganz an seine sehr gute Vorjahresleistung heran, erreicht aber immer noch durchschnittliche Erträge.
Sortenempfehlung
In Hessen wird Hafer vor allem als Futterhafer angebaut, wodurch keine so hohen Qualitätsanforderungen zu erfüllen sind. Angebaute Sorten müssen stabile und hohe Erträge erbringen, sollten aber auch eine gute Kornausbildung und geringe Spelzenanteile aufweisen, denn dies führt zu einer höheren Energiedichte im Futter. Eine gute Standfestigkeit ist für Betriebe mit hoher N-Nachlieferung der Böden und mit Wirtschaftsdüngereinsatz wichtig. Eine gleichmäßige Abreife von Korn und Stroh ist für eine sichere Ernte ausschlaggebend.
Für den Schälhaferanbau wird eine Abstimmung mit der aufnehmenden Hand im Vorfeld empfohlen. Die Verarbeiter geben überwiegend die Sorten vor. Wichtige Qualitätsanforderungen für den Schälhafer sind hohes Hektolitergewicht, gute Korngrößensortierung, geringer Spelzenanteil und gute Schälbarkeit. Um diese Anforderungen zu erreichen sind Standorte mit guter Wasserversorgung zu bevorzugen.
Basierend auf den Landessortenversuchen des LLH und nach Absprache mit dem Fachausschuss Pflanzenproduktion, VO-Firmen und Saatbauverband werden für den Anbau in Hessen erneut Max, Poseidon und Symphony sowie nun auch Lion empfohlen. Delfin konnte die Vorjahresleistung wieder ausgleichen und wird weiterhin zur Probe empfohlen.
Anbauhinweis
Aufgrund des höheren Wasserbedarfs sollte Hafer bevorzugt an kühl-feuchten Standorten angebaut werden. Anbaupausen von 4 Jahren sind einzuhalten um das Risiko einer Vermehrung von Haferzystennematoden gering zu halten. Für den Aufbau von ausreichender Halm- und Blattmasse, die als Kohlenhydratspeicher für die spätere Kornfüllung wichtig sind, ist eine möglichst frühe Saat notwendig. Die Boden- und Witterungsbedingungen müssen dies jedoch zulassen. Durch die frühe Aussaat wird zusätzlich die Bestockung angeregt, die Vegetationszeit verlängert und die Winterfeuchtigkeit besser ausgenutzt, was bessere Erträge erwarten lässt. Bei frühen Saaten ab Anfang März sind 280-300 Körner/m² ausreichend. Ungünstige Lagen und Spätsaaten benötigen eine höhere Aussaatstärke. Die Saattiefe beträgt etwa 3-4 cm je nach Bodenart und Wassergehalt. Die Düngung mit Stickstoff sollte unter Berücksichtigung der Nmin-Werte auf zwei Gaben geteilt werden. 2/3 sollten zu Saat ausgebracht werden, 1/3 in der Mitte der Schossphase. Eine überzogene Stickstoffversorgung erhöht die Lagerneigung und führt zur ungleichmäßigen Abreife von Korn und Stroh. Die Stickstoffnachlieferung des Bodens muss dabei berücksichtigt werden. Ein einmaliger Wachstumsreglereinsatz ist meistens ausreichend. Bei Sorten mit geringer Lagerneigung und bei nicht überzogener N-Verfügbarkeit kann eventuell auf die Anwendung verzichtet werden. Durch eine geeignete Sortenwahl oder einem Fungizideinsatz kann der Bestand vor Mehltaubefall geschützt werden. Bei günstiger Witterung können Blattläuse und Getreidehähnchen die entsprechenden Schadschwellen überschreiten und werden bekämpfungswürdig.
Neigung zu | Anfälligkeit für Mehltau | ||||||||
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Sorten | Züchter/ Vertreiber | Spelzen-farbe | Rispen-schieben | Reife | Reife-verzögerung Stroh | Pflanzen-länge | Lager | Halm-knicken | |
1-9: Boniturnoten des BSA (1 = sehr gering, kurz, früh; 9 = sehr hoch, lang, spät) grün hinterlegte Zellen: positiv zu bewertende Merkmalsausprägung; orange hinterlegte Zellen: negativ zu bewertende Merkmalsausprägung Spelzenfarbe: g (gelb), w (weiß) | |||||||||
Max | SZ Bauer / IG | g | 4 | 5 | 4 | 4 | 8 | 6 | 5 |
Symphony | Nordsaat / SU | w | 5 | 5 | 5 | 6 | 4 | 5 | 5 |
Apollon | Nordsaat / SU | g | 4 | 5 | 6 | 6 | 4 | 5 | 6 |
Delfin | Nordsaat / Hauptsaaten | g | 5 | 5 | 7 | 5 | 4 | 3 | 1 |
Poseidon | Nordsaat / SU | g | 5 | 5 | 5 | 5 | 4 | 4 | 5 |
Bison | Nordsaat / Hauptsaaten | g | 3 | 5 | 6 | 4 | 3 | 4 | 1 |
Yukon | Nordsaat / IG | g | 5 | 5 | 6 | 5 | 4 | 4 | 1 |
Armani | SZ Bauer / IG | g | 5 | 5 | 5 | 3 | 4 | 4 | 2 |
Lion | Nordsaat / SU | g | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | 4 | 6 |
Ertragseigenschaften | Qualität | Jahr der Zulassung | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sorten | Bestandes -dichte | Kornzahl/ Rispe | TKM | Korn- ertrag Stufe 1 | Korn- ertrag Stufe 2 | Sor- tierung > 2,0 mm | Sor- tierung > 2,5 mm | Hekto- liter-gewicht | Spelzen- anteil | Anteil nicht entspelzter Körner | |
1-9: Boniturnoten des BSA (1 = sehr gering, kurz, früh; 9 = sehr hoch, lang, spät) grün hinterlegte Zellen: positiv zu bewertende Merkmalsausprägung; orange hinterlegte Zellen: negativ zu bewertende Merkmalsausprägung Spelzenfarbe: g (gelb), w (weiß) | |||||||||||
Max | 5 | 6 | 5 | 5 | 5 | 8 | 6 | 7 | 2 | 4 | 2008 |
Symphony | 4 | 6 | 7 | 6 | 6 | 9 | 8 | 6 | 3 | 5 | 2012 |
Apollon | 5 | 4 | 8 | 6 | 6 | 9 | 9 | 6 | 3 | 2 | 2014 |
Delfin | 4 | 6 | 7 | 6 | 6 | 8 | 6 | 6 | 3 | 4 | 2016 |
Poseidon | 3 | 7 | 7 | 6 | 6 | 9 | 8 | 5 | 3 | 4 | 2012 |
Bison | 5 | 3 | 8 | 5 | 4 | 9 | 9 | 6 | 3 | 3 | 2014 |
Yukon | 4 | 6 | 6 | 6 | 6 | 8 | 7 | 6 | 4 | 4 | 2014 |
Armani | 6 | 5 | 6 | 6 | 6 | 8 | 7 | 4 | 2 | 2 | 2016 |
Lion | 4 | 8 | 6 | 6 | 6 | 8 | 7 | 7 | 1 | 2 | 2018 |
unbehandelt (rel. zur BB) | fungizidbehandelt (rel. zur BB) | ||||||
HEF | KB | Mittel | HEF | KB | Mittel | ||
BB: Bezugsbasis (3-jährig geprüfte Sorten über alle Standorte) VD: Versuchsdurchschnitt über alle Sorten GD: Grenzdifferenz Spelzenfarbe: g (gelb), w (weiß) HEF: Bad Hersfeld (Eichhof) KB: Korbach | |||||||
BB (dt/ha) | 73,6 | 66,5 | 70,0 | 75,9 | 68,5 | 72,2 | |
VD (dt/ha) | 73,5 | 66,5 | 70,0 | 75,8 | 68,5 | 72,2 | |
GD 5 % (relativ) | 6,2 | 3,6 | 6,0 | 3,5 | |||
Max BB | g | 97 | 102 | 99 | 99 | 99 | 99 |
Symphony BB | w | 101 | 99 | 100 | 101 | 102 | 101 |
Apollon BB | g | 100 | 98 | 99 | 101 | 101 | 101 |
Delfin BB | g | 107 | 99 | 103 | 100 | 100 | 100 |
Poseidon BB | g | 98 | 105 | 101 | 99 | 103 | 101 |
Bison BB | g | 92 | 90 | 91 | 93 | 91 | 92 |
Yukon BB | g | 105 | 104 | 104 | 104 | 100 | 102 |
Armani BB | g | 101 | 103 | 102 | 104 | 104 | 104 |
Lion | g | 99 | 100 | 99 | 100 | 101 | 100 |
unbehandelt | fungizidbehandelt | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Roh-protein-gehalt (% der TM) | TKG (g) | Hekto-liter-gewicht (kg/hl) | Markt-ware-anteil >2,0mm (%) | Markt-ware-ertrag (dt/ha) | Roh-protein-gehalt (% der TM) | TKG (g) | Hekto-liter-gewicht (kg/hl) | Markt-ware-anteil >2,0mm (%) | Markt-ware-ertrag (dt/ha) | ||
Spelzenfarbe: g (gelb), w (weiß) | |||||||||||
Max | g | 12,3 | 33,8 | 52,9 | 97,2 | 67,6 | 12,7 | 34,0 | 53,6 | 97,4 | 69,5 |
Symphony | w | 12,8 | 38,0 | 51,8 | 97,8 | 68,5 | 13,2 | 38,7 | 50,9 | 97,9 | 71,5 |
Apollon | g | 12,5 | 39,9 | 50,6 | 97,9 | 67,7 | 12,2 | 40,9 | 51,2 | 97,6 | 70,8 |
Delfin | g | 12,6 | 36,6 | 50,5 | 95,9 | 69,5 | 12,6 | 37,0 | 52,8 | 96,7 | 70,0 |
Poseidon | g | 12,9 | 36,3 | 50,6 | 98,2 | 69,4 | 12,6 | 38,4 | 51,2 | 98,6 | 71,7 |
Bison | g | 12,8 | 40,9 | 51,5 | 98,5 | 62,8 | 13,0 | 41,3 | 50,6 | 98,6 | 65,4 |
Yukon | g | 13,0 | 36,7 | 51,3 | 96,5 | 70,5 | 12,5 | 37,9 | 51,1 | 96,8 | 71,2 |
Armani | g | 12,2 | 37,2 | 48,9 | 97,2 | 69,3 | 12,1 | 36,0 | 49,3 | 97,7 | 73,3 |
Lion | g | 12,3 | 35,1 | 51,6 | 97,3 | 67,7 | 12,4 | 34,7 | 52,9 | 97,2 | 70,2 |
Mittel | 12,6 | 37,1 | 51,1 | 97,4 | 68,1 | 12,6 | 37,6 | 51,5 | 97,6 | 70,4 |
unbehandelt (rel. zur BB) | fungizidbehandelt (rel. zur BB) | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr | 2018 | 2019 | 2020 | Mittel | 2018> | 2019 | 2020 | Mittel | |
BB: Bezugsbasis (3-jährig geprüfte Sorten über alle Standorte) VD: Versuchsdurchschnitt über alle Sorten Spelzenfarbe: g (gelb), w (weiß) | |||||||||
Orte | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | |||
BB (dt/ha) | 61,7 | 59,3 | 70,0 | 63,7 | 62,0 | 59,1 | 72,2 | 64,4 | |
VD (dt/ha) | 61,3 | 59,2 | 70,0 | 63,5 | 61,4 | 59,0 | 72,2 | 64,2 | |
Max BB | g | 99 | 101 | 99 | 100 | 100 | 106 | 99 | 101 |
Symphony BB | w | 100 | 106 | 100 | 102 | 100 | 106 | 101 | 102 |
Apollon BB | g | 97 | 101 | 99 | 99 | 99 | 100 | 101 | 100 |
Delfin BB | g | 99 | 90 | 103 | 98 | 102 | 95 | 100 | 99 |
Poseidon BB | g | 101 | 107 | 101 | 103 | 104 | 107 | 101 | 104 |
Bison BB | g | 99 | 93 | 91 | 94 | 98 | 91 | 92 | 94 |
Yukon BB | g | 101 | 102 | 104 | 103 | 95 | 92 | 102 | 97 |
Armani BB | g | 103 | 100 | 102 | 102 | 102 | 101 | 104 | 102 |
Lion | g | 106 | 99 | 103 | 100 | ||||
Harmony | w | 97 | 94 | 90 | 96 | ||||
Troll (Kurzstroh) | g | 97 | 99 |
Qualitätsparameter | Einheit | Schälhafer | Futterhafer |
---|---|---|---|
Kornfarbe | unverfärbt, hell | ||
Feuchtigkeit | % | < 13 bis 13,5 | < 14,5 |
Hektolitergewicht | kg/hl | > 52 bis > 54 | > 48 bis > 50 |
Tausendkornmasse | g | > 27 bis > 30 | |
Spelzengehalt | % | < 26 | |
Schälbarkeit | % | > 95 (je nach Verarbeiter auch < 5 Spelzen auf 100 kg oder auch < 1,5 % ungeschälte Körner) | |
Anteil Körner > 1,8 mm | % | 100 | |
Anteil Körner > 2,0 mm | % | > 90 | |
Besatz | % | < 0,5 | < 1 |
Bruchkorn | % | < 1 bis 2 | |
Mykotoxin Deoxynivalenol (DON) | µg/kg | < 500 (nach VO(EG) 1126/2007: < 1750) | < 1000 |
Mykotoxin Zearalenon (ZEA) | µg/kg | < 50 (nach VO(EG) 1126/2007: < 100) | < 50 |
Mykotoxine T2 und HT2 | µg/kg | < 1000 (nach Empfehlung der Kommission für ungeschälten Hafer laut 2013/165/EU) |