Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Landessortenversuche

Ergebnisse der LSV Wintergerste 2023/2024

Das Anbaujahr 2023/2024 hatte für die Wintergerste nicht unbedingt die besten Bedingungen parat: Staunässe, kühl-feuchte Witterung und fehlende Sonneneinstrahlung führten zu schlecht entwickelter Wurzelmasse und hohem Krankheitsdruck. Welche Sorten aus dem aktuellen Sortenportfolio die Herausforderungen am besten gemeistert haben, zeigen die Ergebnisse der hessischen Landessortenversuche (LSV) der Ernte 2024.

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Die Anbaufläche von Wintergetreide im Jahr 2024 ist insgesamt rückläufig. Dies gilt jedoch nicht für Wintergerste. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Herbst 2023 rund 2,5 % mehr Wintergerstenfläche ausgesät. Bis kurz vor der Ernte war davon auszugehen, dass dies zu einer höheren Erntemenge als im Vorjahr führen würde. Zwischenzeitlich wurden die Erntemengen nach unten korrigiert. Nachdem im Herbst 2022 die Anbaufläche in Hessen seit mehreren Jahren zugenommen hatte, wurde 2023 auf 64.700 ha Wintergerste angebaut. Damit verteilte sich die gesamte Gerstenanbaufläche im Jahr 2023 auf rund 80 % Wintergerste und 20 % Sommergerste (HSL 2023). Diese Fläche nahm im Jahr 2023 wieder ab, so dass zur Ernte 2024 61.600 ha Wintergerste zu ernten waren. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes machen die hessischen Anbauflächen damit rund 4,7 % der bundesweiten Gerstenfläche aus.

In Hessen sowohl zwei- als auch mehrzeilige Sorten für den Anbau relevant

Da in Hessen regional sowohl zweizeilige als auch mehrzeilige Sorten von Bedeutung sind, werden die hessischen Landessortenversuche mit Wintergerste in zwei getrennten, umfangreichen Sortimenten durchgeführt. Insgesamt stehen sechs Versuchsstandorte zur Verfügung, von denen im vergangenen Jahr nur fünf genutzt werden konnten. Aufgrund der regional unterschiedlichen Bedeutung werden in den Höhenlagen (Versuchsstandort Korbach) nur mehrzeilige Sorten und in den wärmeren Lagen (Versuchsstandort Griesheim) nur zweizeilige Sorten geprüft. In den Regionen der Versuchsstandorte Friedberg, Marburg, Bad Hersfeld und Fritzlar kommen beide Formen in Frage, weshalb für die Mittellagen beide Sortimente geprüft werden. Zweizeilige Sorten sind qualitätsbetonter und können durch die Ausbildung größerer Körner höhere Hektolitergewichte erzielen, allerdings auf Kosten des Ertrages. Je kühler und wasserreicher ein Standort ist, desto besser eignen sich mehrzeilige Sorten, um durch die höhere Kornzahl pro Ähre ein höheres Ertragspotential zu erzielen. Um einen Vergleich zwischen den beiden Gerstentypen zu ermöglichen, ist in jedem Sortiment grundsätzlich eine Sorte des jeweils anderen Gerstentyps enthalten. Im Versuchsjahr 2023/24 wurden in den LSV insgesamt 16 mehrzeilige und 9 zweizeilige Wintergerstensorten geprüft.

Ziel der jährlichen LSV ist es, die Leistungen der neu zugelassenen Sorten mit den Leistungen der bewährten Sorten unter den entsprechenden regionalen Anbaubedingungen zu vergleichen. Im vergangenen Jahr wurden einige Sorten mit deutlich höheren Leistungen zugelassen, so dass es für die neuen Sorten schwieriger wurde, leistungsmäßig Anschluss zu finden. Gleichzeitig bringt die Züchtung vermehrt virusresistente Sorten auf den Markt, die das Anbaurisiko zusätzlich senken sollen. Um eine fundierte Aussage über die Ertrags- und Qualitätsleistung sowie die agronomischen Eigenschaften treffen zu können, muss eine Sorte mindestens drei Jahre geprüft werden. Gerade die Ertragsstabilität ist bei den derzeit jährlich stark schwankenden Witterungsbedingungen ein sehr wichtiges Kriterium für einen sicheren Anbau.

Anbaujahr 2024: Bestände wurden von Nässe und Krankheiten geprägt

Die Gerstenbestände konnten sich zunächst gut etablieren, bevor im Herbst anhaltende Nässe einsetzte. Im Frühjahr waren die Bestände noch nicht überwachsen und überwiegend gut bis sehr gut bestockt. Dennoch wirkte sich die Nässe bereits negativ auf die Bestände aus. Insbesondere die staunässeempfindliche Gerste reagierte mit schwächerer Wurzelbildung. Staunässe konnte zu Triebreduktionen führen. Probleme mit dem Gelbmosaikvirus (hier vor allem BaYMV-2) sind mittlerweile auf vielen Flächen bekannt und wurden durch die schlechte Wurzelentwicklung und Staunässe deutlich sichtbar. Auch der Befall mit dem im Herbst durch Blattläuse übertragenen Gerstengelbverzwergungsvirus (GVV) trat vermehrt auf und war im Frühjahr durch blassgrün verfärbte und nicht in das Schossen übergehende Pflanzen gut zu erkennen. Auch im LSV Bad Hersfeld wurde ein solcher Befall festgestellt. Mittlerweile stehen einige Sorten mit entsprechender Resistenz zur Verfügung, die gleichzeitig im Ertrag den anderen Sorten nicht viel nachstehen. Die diesjährigen Ergebnisse zeigen deutlich, dass es trotz der sogenannten GVV-Resistenz (siehe Infobox) zu einem Virusbefall kommen kann, der sich aber zum Teil nicht deutlich in Ertragsdepressionen niederschlägt.


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