Marktfruchtbau
Hinweise zum Anbau von Roggen, Triticale und Dinkel
Roggen, Triticale und Dinkel können, die Fruchtfolge betreffend, zwar nicht zu einer Auflockerung von Wintergetreide betonten Fruchtfolgen beitragen, sie haben aber das Potential, betriebliche Anbaurisiken unter schwierigen Witterungsbedingungen auf mehrere Fruchtfolgeglieder verteilen und streuen zu können.
Wenig anspruchsvoll: Roggen
Die Getreideart mit den niedrigsten Ansprüchen an Boden und Wasserhaushalt ist der Roggen. Seit Einzug der Hybridsorten in die Praxis wird der Roggen aber nicht nur auf den typischen leichten Sandstandorten angebaut, sondern auch auf besseren Böden zu finden. Im Vergleich zu den anderen Hybridzüchtungen wie z.B. Wi-Gerste, Wi-Weizen oder Raps, ist der Hybridroggen die Hybride, die sich ertraglich deutlich von den Liniensorten abhebt. Die Landessortenversuche bestätigen dies Jahr für Jahr.
Ziele des Roggenanbaus sind entweder die Nutzung als Substrat für Biogasanlagen, als GPS-Ganzpflanzensilage oder der Drusch mit Brotroggenqualität. Für die anstehende Aussaat sind für den Mähdrusch vorgesehene Flächen daher mit Sorten mit einer möglichst geringen Anfälligkeit für Mutterkorn zu bestellen. Nach der aktuellen Bundessortenliste sind z.B. KWS Serafino EU und KWS Trebiano gering anfällig eingestuft.
Züchterisch wurden bei den Merkmalen Standfestigkeit und Anfälligkeit für Braunrost in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte erzielt; diese Eigenschaften sind bei der Sortenwahl ebenfalls zu berücksichtigen. Keine Gedanken muss man sich bei den Hybridsorten hinsichtlich deren Winterhärte machen.
Die ausführliche Sortenempfehlung (auch Triticale) für die kommende Aussaat lesen Sie websiteabhängig vom Standort und vom Saatzeitpunkt sind zwischen 180 (sehr frühe Saat) und 240 KK/m² (späte Saattermine) einzuplanen. Eine Saatgutablage von 2-3 cm in ein trockenes Saatbett sichert einen zügigen und gleichmäßigen Auflauf der Kultur.
Bei der Unkraut- und Ungrasbekämpfung im Winterroggen ist beim Einsatz der Wirkstoffe Flufenacet und Diflufenican viel Fingerspitzengefühl notwendig: werden hohe Aufwandmengen gefahren, kann es z.B. bei flacher Saatgutablage auf sandigen Böden bei stärkeren Niederschlägen zu Ausdünnungen des Bestandes kommen.
Detaillierte Hinweise zum Herbizideinsatz in Roggen und Triticale finden Sie in den LLH-Beratungsempfehlungen.
In der Futterversorgung unabdingbar: Triticale
Die Nutzung von Triticale als Substrat und GPS hat in den vergangenen, vor allem trockenen Jahren zwar an Bedeutung gewonnen, dennoch wandert der größte Anteil des Getreides nach wie vor in den Futtertrog.
Das Getreide gilt als robust und wird vorrangig auf schwierigeren Standorten ausgesät.
In den 90ziger Jahren wurde Triticale eher extensiv geführt; Unkrautbekämpfung, maximal 1x Wachstumsregler, das war`s. Fungizide wurden nur vereinzelt eingesetzt.
Diese Strategie musste mittlerweile angepasst werden, da neben dem Gelbrost auch Ährenfusariosen beim Anbau eine Rolle spielen können. Abhängig von der Stellung in der Fruchtfolge, ist bei der Sortenwahl die Anfälligkeit für Fusarien ein wichtiges Kriterium. Nach Mais oder Weizen sind laut Bundessortenliste z.B. Cedrico oder Belcanto mit einer geringen Befallseinstufung geeignet. In Übergangs – und Höhenlagen ist der Winterhärte eine nicht zu unterschätzende Bedeutung einzuräumen. Die Aussaat erfolgt unter günstigen Bedingungen mit 250 KK/m², bei späten Saaten in Höhenlagen mit bis zu 350 KK/m². Beim Herbizideinsatz können i.d.R. die gleichen Wirkstoffe wie bei Roggen und Weizen eingesetzt werden; d.h. auch, dass hinsichtlich der Bekämpfung von Trespen im Roggen und Triticale lediglich im Frühjahr Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
Auf dem Vormarsch: Dinkel
Der Dinkelanbau in Deutschland hat in den letzten Jahren aufgrund steigender Nachfrage stetig zugenommen. Die Standortansprüche sind geringer als beim Weizenanbau, er ist Spätsaat geeignet und reagiert positiv auf eine Blattvorfrucht. Die Besonderheit bei der Aussaat besteht in den Vesen; die meisten Sorten werden in Spelzen (Vesen) angeboten, die zwei Körner enthalten. Das stellt besondere Ansprüche an die Aussaattechnik, es kann aufgrund des sperrigen Saatgutes bei pneumatischen Drillmaschinen zu Verstopfungen in den Schläuchen kommen. Bei mechanischen Drillmaschinen ist diese Gefahr geringer. Es wird auch entspelztes Saatgut angeboten, es empfiehlt sich eine Nachfrage beim Handel/Vermehrer. Die Aussaatmenge richtet sich nach dem Saatzeitpunkt, im Oktober/Anfang November sollten ca. 300 keimfähige Körner/m2 (150 Vesen) ausgedrillt werden.
Die größten Vermehrungsflächen in Deutschland haben die Sorten Zollernspelz, Zollernperle, Albertino und Franckenkorn, wobei Zollernspelz zu zwei Dritteln auf ökologischen Flächen vermehrt wird. Hinsichtlich der Sorteneigenschaften gibt es Unterschiede in der Standfestigkeit, der Krankheitsanfälligkeit und der Ertragseinstufung. Siehe Website des Bundessortenamtes
https://www.bundessortenamt.de/bsa/sorten/beschreibende-sortenlisten/download-bsl-im-pdf-format/ (PDF, S.94)
Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist grundsätzlich darauf zu achten, dass es aufgrund des gegenwärtig geringen Anbauumfanges nur ein eingeschränktes zugelassenes Spektrum bei Herbiziden, Fungiziden und Wachstumsreglern gibt. Beim Herbizideinsatz muss die Verträglichkeit überprüft werden; in manchen Sorten (u.a. Hohenloher) darf z.B. zur Gräserbekämpfung im Frühjahr kein Atlantis flex eingesetzt werden. Als Alternative bietet sich hier der Herbsteinsatz von Flufenacet-Produkten an (Cadou SC, Herold SC, u.a.), die auch in allen Sorten eingesetzt werden können. In ersten Herbizidversuchen hat sich allgemein gezeigt, dass der Einsatz von Sulfonylharnstoffen im Frühjahr Stress für die Kultur bedeutet, mehr noch als wir es von Winterweizen kennen. Auf Ackerfuchsschwanz-/Windhalmstandorten empfiehlt sich, auch aus Resistenzgründen, darum eine Herbstbehandlung.
Der Fungizidanspruch von Dinkel ist relativ gering, ein Einsatz zahlt sich nicht immer aus. Bei einigen Sorten besteht eine Mehltauanfälligkeit, die abhängig von Bestandesdichte, Witterung und Düngung während der frühen Schossphase auftreten kann. Weiterhin sind die Bestände auf Braunrost ab Ährenschieben zu kontrollieren.
Beim Wachstumsregler ist dagegen aufgrund der Länge und Lageranfälligkeit fast aller Sorten mehr Aufmerksamkeit gefordert. Eine Einkürzung zu Schossbeginn (Manipulator, Moddus, Prodax) gefolgt von einem Ethephon-Einsatz im Fahnenblattstadium sollte die Standfestigkeit absichern. Der CCC-Einsatz während der Bestockung hat keinen besonderen Effekt auf die Einkürzung.
Der Dinkel stellt sich als guter Stickstoffverwerter dar. Laut Düngebedarfsermittlung darf er bei geplanten 75 dt/ha Ertrag in Hessen mit max. 190 kg N/ha gedüngt werden, bei guter Bodenstruktur und Witterungsverhältnissen kann er diesen Ertrag auch mit weniger Stickstoff erzielen.
Bezüglich der Vermarktung ist anzuraten sich vor dem Anbau mit dem Handel über die Möglichkeit des Absatzes in Verbindung zu setzen. Dinkel wird immer in Vesen gedroschen und nicht alle Mühlen können die Ware weiterverarbeiten. Der Maschinenring Wetterau bietet auch für die Ernte 2021 einen Vertragsanbau an.