Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Presse

Austausch zur Stärkung der Beratungs- und Versuchstätigkeit

Leitungen der Agrarverwaltungen der Bundesländer tagten in Kloster Eberbach

Die Teilnehmer der Frühjahrstagung

Die Frühjahrstagung der Landwirtschaftskammern und Landesämter sowie der Landesanstalten für Landwirtschaft fand in diesem Jahr Ende März im hessischen Kloster Eberbach im Rheingau statt. Das jährlich in einem anderen Bundesland stattfindende Austauschformat hat zum Ziel, die Arbeitsteilung und die Zusammenarbeit der deutschen Fachverwaltungen zu stärken und zu koordinieren. Die Agrarverwaltungen tagten zunächst getrennt nach Kammerländern einerseits und Landesämtern und Landesanstalten andererseits. Letztere sprachen in ihrer internen Sitzung über die Auswirkungen der Agrarpolitik auf Landwirtschaft und Gartenbau in Deutschland – insbesondere auf die Schweinehaltung – und die gemeinsame Bearbeitung des Themas Agroforst.
Auf der Tagesordnung der gemeinsam durchgeführten Tagung standen unter anderem die Weiterentwicklung des Versuchsdatenprogramms PIAF und die Mitarbeit in der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA).

Wichtiger Baustein für länderübergreifende Versuchstätigkeit

Für die Planung und Auswertung von Sorten- und anderen Versuchen wird in Deutschland das Programm PIAF (Planung, Information und Auswertung von Feldversuchen) genutzt. Dies ermöglicht den Länderdienststellen und dem Bundessortenamt einen standardisierten Datenaustausch von Versuchsergebnissen aus Wertprüfungen und Landessortenversuchen sowie eine länderübergreifende arbeitsteilige Durchführung des Versuchswesens. Das Softwareprogramm weiterzuentwickeln, um die Zusammenarbeit zu verbessern und dauerhaft abzusichern, darauf einigten sich die anwesenden Leitungen der Landesanstalten und Landwirtschaftskammern.

Plattform für die Vernetzung der Agrarforschung

Die Leitungen der Agrarverwaltungen der Bundesländer tagten in Kloster Eberbach
Mit einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Kay-Uwe Götz, LfL Bayern, stand auch die weitere inhaltliche Mitarbeit der Ländereinrichtungen in der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) auf der Tagesordnung. Die DAFA führt Fachforen zu verschiedenen Themen durch. Aus diesen Fachforen werden Strategien entwickelt, aus denen heraus aktuelle Forschungsbedarfe ermittelt und dem Bund als Forschungsthemen vorgeschlagen werden. Neben der Grundlagenforschung an den Universitäten komme der angewandten Forschung sowie dem Versuchswesen der Landwirtschaftskammern und Landesanstalten große Bedeutung zu, da sie neue wissenschaftliche Erkenntnisse durch ihre Arbeit in Versuchswesen, Beratung und Bildung auf dem schnellsten Wege in die landwirtschaftliche Praxis tragen. Man war sich einig, dass neben dem gesellschaftlichen Bedürfnis nach einer weiteren Ökologisierung der Landwirtschaft ebenso Fragestellungen behandelt werden müssen, die die Nachhaltigkeit auch aller anderen Betriebsweisen verbessern.

Rahmenbedingungen passen nicht zu den Umständen tierhaltender Betriebe

Den massiven Rückgang tierhaltender Betriebe betrachten die Leitungen der Landesämter und Landesanstalten als besorgniserregend. Ursächlich für diese Entwicklungen ist ein fehlender langfristiger und verlässlicher Planungsrahmen. So ändern sich im Bereich Emissionen und Tierwohl die rechtlichen Rahmenbedingungen ständig und die Anforderungen an die Betriebe werden immerfort weiter verschärft.
Ein weiterer kritischer Punkt liege derzeit darin, dass die Mehrheit der schweinehaltenden Betriebe die Voraussetzungen für die Förderung von Stallbaumaßnahmen, insbesondere zur Verbesserung des Tierwohls, nicht erfüllen kann. Erstens kommt es durch die Obergrenze von max. 3000 jährlich erzeugten Mastschweinen bzw. 200 Sauen dazu, dass der überwiegende Teil der Schweinehalter nicht förderberechtigt ist, da ihr Tierbestand größer ist. Zweitens muss künftig dreimal so viel Futterfläche pro Tier nachgewiesen werden, was angesichts des sowieso schon bestehenden Drucks auf dem Pachtmarkt schwierig und sehr teuer sein dürfte. Die Beratungseinrichtungen der Länder stehen daher vor der Situation, dass sie angesichts der sich ständig wandelnden rechtlichen Rahmenbedingungen keine langfristig tragbaren Umbaulösungen empfehlen können.

Vernetzung zum Wohle einer guten Fachberatung

Das Themengebiet Agroforst erfährt aufgrund veränderter Fördermöglichkeiten aktuell zunehmende Aufmerksamkeit. Derzeit seien viele „Pioniere“ unterwegs, die gemeinsam mit den Landwirten während der Umsetzung „lernen“ (learning by doing). Da Agroforstsysteme aber über mehrere Jahrzehnte betrieben werden, sind eine langfristige Planung und eine Ausrichtung an die Gegebenheiten vor Ort zwingend geboten. Es sollten beispielsweise die unterschiedlichen Reifezeitpunkte der Früchte sowie deren Erntetechnik und die Form der Vermarktung von Anfang an mitgedacht werden – der Forschungsbedarf ist also groß. Während der Tagung haben die Landesämter und Landesanstalten vereinbart, das Wissen zu bündeln bzw. austauschen, um interessierten Landwirten eine gute Fachberatung an die Seite zu stellen.

Die Tagung zeigte, dass sowohl die Länderanstalten als auch die Landwirtschaftskammern gut aufgestellt sind für die bestehenden und sich abzeichnenden fachlichen Herausforderungen zur Unterstützung und Begleitung der landwirtschaftlichen Praxis.

 

 

 


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