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Mit kreativen Rasenfrisuren die Biodiversität fördern
Wettbewerb zum teilweisen Mähverzicht geht in die zweite Runde
Die Biodiversität fördern und gleichzeitig die kreative Ader von Gartenbesitzenden ansprechen – das beabsichtigt der Wettbewerb zur schönsten Rasenfrisur, den der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) auch in diesem Jahr wieder durchführt. Durch ein nur teilweises Mähen der Rasenfläche entstehen Blühinseln, die Insekten Nahrung und Lebensraum bieten können. „Die Einsendungen aus dem vergangenen Jahr belegen, dass viele Freude am kreativen Mähverzicht hatten. Schnell stand fest, dass es eine Wiederholung geben soll“, erklärt Karl-Josef Walmanns, Pressesprecher des LLH.
Neu ist: Dieses Jahr werden auch Kommunen aufgerufen, sich am Frisieren zu beteiligen. „Nach Schätzungen des LLH machen kommunale Grünflächen bundesweit rund 14.000 km2 Fläche aus. Insektenfreundlich bewirtschaftete Parkanlagen oder Grünstreifen könnten durch ihre Größe einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten“, so Walmanns weiter. Für die Auftaktveranstaltung zum Wettbewerb Rasenfrisuren am 25. April konnte die hessische Klimakommune Eltville am Rhein gewonnen werden.
„Eltville am Rhein engagiert sich schon mehrere Jahre für den Insektenschutz“, erklärt Bürgermeister Patrick Kunkel. So wird beispielsweise der Rosengarten biologisch bewirtschaftet und bereits seit 2017 kommt kein Glyphosat mehr auf städtischen Grünflächen zum Einsatz. Außerdem gibt es im gesamten Stadtgebiet Flächen, die für Insekten weniger gemäht werden. „Daher freuen wir uns natürlich sehr, als Auftaktkommune beim Wettbewerb dabei zu sein und hoffen, dass viele unserem Beispiel folgen“, so der Rathauschef.
Zum Wettbewerbsauftakt wurde auf eine Rasenfläche im Rosengarten das Eltviller Logo – der Burgturm mit Rheinwelle und Trauben – gemäht. Die Eltviller Rasenfrisur soll sich dann bald deutlich zeigen, wenn hier das Gras einen ganzen Monat lang einfach wachsen darf.
Ein gestriegelter Rasen bietet kaum Lebensraum
Der originell anmutende Wettbewerb hat einen ernsten Hintergrund. Die Gärten in Deutschland werden zunehmend monotoner; immer mehr Flächen werden versiegelt und auch ein gestriegelter ‚englischer‘ Rasen bietet Insekten und Kleintieren kaum Lebensraum oder Nahrung. Angesichts der zahlreichen privaten Gärten in Deutschland – laut NABU machen diese schätzungsweise eine Fläche von 6.800 km2 aus – liegt großes Potential zur Förderung der Artenvielfalt in den Händen der Bevölkerung.
Dabei muss es nicht gleich eine ausgedehnte Blumenwiese oder ein Naturgarten sein. „Ein erster, einfacher Schritt hin zu mehr Biodiversität im eigenen Umfeld ist ein zeitlich begrenzter, teilweiser Mähverzicht – eine Rasenfrisur! In vielen Rasenflächen befinden sich nämlich schon blühende Pflanzen, die durch das regelmäßige Mähen nur nie zur Blüte kommen“, erklärt Tanja Matschinsky von der Hessischen Gartenakademie (HGA), die beim LLH angesiedelt ist. Hinzu kommt, dass Insekten durch den Mähvorgang zu Schaden kommen. Informationen speziell zur insektenfreundlichen Mahd finden sich unter: https://insekten-hessen.info/insektenfreundliche-wiesenpflege/
„Die aufkommenden blühenden Wiesenpflanzen sind als Nahrung für viele Insekten besonders wertvoll und werden anderen klassischen Gartenblumen gegenüber vorgezogen“, weiß Dr. Daniela Warzecha, Entomologin am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.
Rasenfrisuren sind echte Hingucker
„Die Rasenfläche sieht durch das partielle Mähen auch nicht unordentlich aus, ganz im Gegenteil: Ausgesparte Formen und kreative Strukturen setzen neue Akzente sowie Farbtupfer und lassen den Garten interessanter wirken“, ergänzt Tanja Matschinsky. Das Konzept, Rasenflächen zu frisieren und durch Kreativität positives Handeln zu stärken, wurde von der britischen Kampagne „No Mow May“ inspiriert.
Wer Gefallen an den bunten Blüten und ihren Besuchern gefunden hat, kann seinen neu entstandenen oder bereits etablierten Insektenlebensraum in dem Projekt „Insekten Hessen“ registrieren und durch die Meldung der beobachteten Sechsbeiner zur Erforschung der hessischen Insektenwelt beitragen
(www.insekten-hessen.de).
Will man hingegen doch wieder zurück zur gewohnten Rasenfläche, sollten die Blühinseln nach vier bis sechs Wochen gemäht werden, um kahlen Stellen vorzubeugen.
Hessische Gartenakademie prämiert die schönsten Rasenfrisuren
Die HGA lädt Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer sowie Kommunen im Mai und Juni 2024 zu einem Wettbewerb ein. Prämiert werden die schönsten Rasenfrisuren, die kreativsten Styling-Ideen, die durch einen teilweisen Mähverzicht entstehen.
Informationen zu den Gewinnen, Teilnahmebedingungen und Datenschutz finden Sie hier:
https://llh.hessen.de/rasenfrisuren
Weitere Beiträge und Anregungen zum Thema „Artenvielfalt im Garten“:
https://llh.hessen.de/pflanze/freizeitgartenbau/garten-wissen/