Ausbildung
Tag der landwirtschaftlichen Ausbildung ehrt Hessens Junglandwirte
Abschlussfeier fand im Wartenberg Oval statt.
„Vor dem Hintergrund unsteter Zeiten sollten Feste gefeiert werden, wie sie fallen und Leistungen in angemessenem Rahmen gewürdigt werden“, betonte Andreas Sandhäger, Direktor des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) anlässlich des 15. Tags der landwirtschaftlichen Ausbildung. Die Veranstaltung wird traditionell vom LLH und dem Hessischen Bauernverband (HBV) gemeinsam organisiert. Gewürdigt wurden insgesamt 170 Absolventinnen und Absolventen, die in diesem Jahr erfolgreich die Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf Landwirtin/Landwirt abgelegt haben. Ihre Abschlusszeugnisse erhielten Hessens Junglandwirtinnen und Junglandwirte nicht wie in den Jahren zuvor in der Alsfelder Stadthalle, sondern zum ersten Mal im Oval in Wartenberg.
„Ich freue mich sehr, dass Sie diesen Beruf ergriffen und sich damit dazu entschieden haben, Teil unserer landwirtschaftlichen Familie zu werden. Im Schnitt wird jeder von Ihnen 139 Menschen neben sich selbst ernähren. Vor 23 Jahren war diese Zahl nur etwa halb so hoch“, hob Sandhäger hervor, als er während der Begrüßung das Wort an die Absolventen und Absolventinnen richtete. Mit Blick auf die Corona-Pandemie, die grundlegend die Systemrelevanz der Landwirtschaft aufzeigte, sowie auf mögliche zukünftige Versorgungsengpässe verdeutlichte Andreas Sandhäger: „Die heimische Landwirtschaft ist und bleibt unverzichtbar!“ Geehrt wurden im Wartenberg Oval außerdem 18 goldene Meisterinnen der ländlichen Hauswirtschaft sowie 16 Meister der Landwirtschaft, die anlässlich ihres 50-jährigen Meisterjubiläums ihre Urkunde erhielten.
Es braucht motivierte Nachwuchskräfte
Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes, ging in seiner Rede auf die Herausforderungen ein, die sich weiterhin für die hessische Landwirtschaft ergeben – darunter etwa die Auswirkungen des Klimawandels. Geschulten Nachwuchs in den Betrieben benötige es daher in besonderer Weise und Schmal betonte gegenüber den jungen Männern und Frauen, dass diese sich nun als sehr gut ausgebildete Kräfte der Landwirtschaft betrachten können.
Annette Enders, Abteilungsleiterin aus dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV), ließ in ihrem Grußwort die Vielfältigkeit und große Verantwortung des Berufs Landwirtin/Landwirt erkennbar werden und übermittelte den Absolventinnen und Absolventen Glückwünsche von der Hessischen Landwirtschaftsministerin. Priska Hinz: „Erstmals seit sieben Jahren ist die Zahl der Auszubildenden in der Landwirtschaft bundesweit gestiegen. In Hessen ist sie konstant hoch. Das ist eine sehr gute Nachricht, denn wir brauchen qualifizierte, innovative und motivierte Nachwuchskräfte, die das Fundament für die Landwirtschaft von Morgen bilden. Ich danke allen jungen Menschen, die diesen Weg gehen. Mit einem Beruf in der Landwirtschaft leisten sie einen Beitrag für unsere tägliche Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln.“
„Landwirtschaft muss sich verändern!“
Thematisiert wurden an diesem feierlichen Tag aber auch die vielfältigen gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen der Landwirtschaft. Passend dazu regte der Gastredner Prof. Dr. Alfons Balmann, Direktor des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien in Halle an der Saale, im Veranstaltungssaal zum Nachdenken an.
In seinem Festvortrag ging Prof. Dr. Alfons Balmann der Fragestellung „Stehen Landwirtschaft und Agrarpolitik vor einer Zeitenwende?“ nach. Er erläuterte dahingehend, wie nachteilig sich aus seiner Sicht die Abhängigkeit von staatlichen Subventionen auf die deutsche Landwirtschaft im Allgemeinen, insbesondere auf den Bodenmarkt sowie die moderne Entwicklung des Agrarsektors auswirkten. Balmann argumentierte, dass der Strukturwandel nicht aufzuhalten sei. Deswegen empfiehlt er, Effizienzpotentiale zu erschließen und beispielsweise Direktzahlungen, Junglandwirteförderung oder Umverteilungsprämien abzuschaffen.
Der Professor wies im weiteren Verlauf des Vortrags darauf hin, dass sich der Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft in den kommenden Jahren weiter verstärken würde. Vor diesem Hintergrund betonte er die hohe Bedeutung von Investitionen in Automatisierung und künstliche Intelligenz. Allerdings würden sich diese Investitionen nur wenige Betriebe leisten können, was den Strukturwandel weiter verstärken würde.
Die zehn besten Absolventinnen und Absolventen
Die besten Absolventen im Ausbildungsberuf Landwirtin/Landwirt sind in diesem Jahr:
- Lars Dickebohm aus Rhede/Ems
- Lena Greim aus Marktschorgast
- Jonathan Kaltwasser aus Gerlingen
- Philipp Lempp aus Rosbach vor der Höhe
- Friedemann Manz aus Kassel
Die besten Absolventen für Nebenerwerbslandwirtschaft (Externenprüfung) sind:
- Michael Keil aus Fürth
- Melanie Katzenmeyer aus Heppenheim
- Katrin Fenge aus Felsberg
- Miriam Klüber aus Nüsttal-Haselstein
- Marius Mertens aus Eiterfeld-Leibolz
Philipp Lempp aus Rosbach vor der Höhe zählt nicht nur zu den Jahrgangsbesten, er hielt auch die Abschlussrede für die Absolventinnen und Absolventen. Zunächst blickte der Junglandwirt auf die Anfänge zurück: „Wir haben den Füller zur Seite gelegt, die Mistgabel in die Hand genommen und die Chance erhalten, eigenständig zu arbeiten.“ Und nun, nachdem zwei beziehungsweise drei Ausbildungsjahre des Lernens hinter allen lägen, sei es einfach ein tolles Gefühl, etwas abgeschlossen zu haben. Das könne einem niemand mehr nehmen.
Hessens beste Ausbildungsbetriebe
Am Tag der landwirtschaftlichen Ausbildung wurden zudem drei hessische Ausbildungsbetriebe geehrt. Für ihr langjähriges Engagement und sehr gutes Ausbildungsniveau wurde folgenden Betrieben die Silberne Ehrenplakette des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verliehen:
Jörg Kaiser und Sybille Bucella bilden auf dem Biolandhof Öx in Frankershausen, Gemeinde Berkatal, neben Landwirten und Landwirtinnen auch Helferinnen und Helfer in der Landwirtschaft aus. Der Betrieb mit angegliederter Direktvermarktung verfügt über insgesamt neun Betriebszweige, davon vier in der Pflanzen- sowie fünf in der Tierproduktion und hat insgesamt 29 Auszubildende auf die Arbeit in der Landwirtschaft vorbereitet.
Geehrt wurde auch Bernd Weiß aus Wernswig, einem Stadtteil von Homberg (Efze), der seinen Betrieb regelmäßig für Prüfungen und die entsprechenden Vorbereitungen darauf zur Verfügung stellt. Bernd Weiß ist langjähriges stellvertretendes Mitglied im Prüfungsausschuss Landwirtin/Landwirt der Berufsschule Fritzlar mit vielen Prüfungseinsätzen. Sowohl in sozialer als auch fachlicher Hinsicht ist der Ausbildungsbetrieb sehr engagiert und bietet allen Auszubildenden einen guten Familienanschluss.
Ebenfalls Andreas und Christopher Wyschka haben ihren Hof im südhessischen Niddatal schon mehrfach als Prüfungsbetrieb zur Verfügung gestellt und wurden für ihr hohes soziales Engagement im Zuge der Ausbildung geehrt. Christopher Wyschka ist stellvertretendes Mitglied im Prüfungsausschuss Landwirtin/Landwirt der Berufsschule Butzbach.
Musikalisch umrahmt wurde die feierliche Veranstaltung im Wartenberg Oval von den Musikern der Blechbläserformation Kassel Brass.