Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Agroforstsysteme

LWZ Eichhof: Demofläche „Agroforstsysteme“ angelegt

Am Landwirtschaftszentrum (LWZ) Eichhof wurde Ende 2022 eine ca. 1.500 m² große Demonstrationsanlage zum Thema „Agroforst“ angelegt. 24 verschiedene Bäume und Sträucher wurden gepflanzt.

Kleine Sammlung von Bäumen und Sträuchern, die sich für Agroforstsysteme eignen

Die Demoanlage wird vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) im Rahmen von Fachexkursionen, sowie für Beratungen oder auch in der Überbetrieblichen Ausbildung genutzt werden. Gleichzeitig soll die Anlage der breiten Öffentlichkeit diese „wiederentdeckte“, nachhaltige und innovative Art der Landbewirtschaftung anschaulich näherbringen.

Agroforst – ein System mit vielen Vorteilen

Bei dieser cleveren Landnutzungsform werden Gehölzstreifen aus Bäumen und Sträuchern mit direkt angrenzenden landwirtschaftlichen bzw. gartenbaulichen Flächen kombiniert. Dies können auch Flächen zur Viehhaltung sein. Agroforstsysteme bringen eine Vielzahl positiver Effekte mit. Beispielhaft seien der Humusaufbau und die Kohlenstoff-Speicherung in den Böden, der Erosionsschutz, die Stabilisierung der Erträge und die Schaffung neuer Lebensräume für Tiere und Pflanzen genannt.

Betrachtet man die Gesamt-Flächenproduktivität eines Agroforstsystemes als Summe aller Ökosystemleistungen, so liegt diese – fachmännisch angelegt – über dem Niveau einer landwirtschaftlichen Fläche mit jährlichen Kulturen in Reinkultur. Die vergleichend leicht geringere landwirtschaftliche bzw. gartenbauliche Nutzfläche und der damit verbundene reduzierte Ertrag werden durch die Produkte der Gehölze (Holz & Früchte) überkompensiert.

Agroforstsysteme werden über mehrere Jahrzehnte betrieben, daher ist es wichtig, auf Folgendes im Vorfeld zu achten:

  • eine langfristige Planung vom Anbau über die Bewirtschaftung bis hin zur Vermarktung
  • eine Ausrichtung an die lokalen Gegebenheiten (Standort & Betrieb)
  • eine Gewährleistung eines guten Managements

Auch in Hessen wächst das Interesse, mehr über Agroforstsysteme zu erfahren. Deswegen beabsichtigt der LLH, seine Informationsangebote in diesem Bereich auszubauen.

Großangelegte Pflanzaktion am Eichhof

Bäume und Sträucher werden mit gespannter Schnur ausgerichtet, um dann in einer geraden Reihe zu stehen
Hasel mit Schutzanstrich, Dreibock und Gießrand mit Rindenmulch

Ein Baustein ist die Anlage einer Agroforst-Demonstrationsfläche, die mit Mitteln des Landes Hessen finanziert wurde. Im Vorfeld der eigentlichen Pflanzung wurde die Fläche eingemessen, Pflanzplätze markiert und die Pflanzlöcher für die größeren Bäume bereits mit einem angemieteten Minibagger ausgehoben. Insgesamt wurden 24 verschiedene Bäume und Sträucher gepflanzt.
Mit einem Teleskoplader wurden die größeren Bäume, die zum Teil bereits 5 m hoch sind und mit Wurzelballen gute 400 kg wiegen, vorsichtig in die Pflanzlöcher gesetzt. Sie wurden mit einem Wurzelschutzgeflecht zum Schutz vor Mäusefraßschäden versehen und mit Drei- bzw. Zweiböcken befestigt. Um Schäden durch z.B. Sonnenbrand und Rindennekrosen zu vermeiden, bekamen die größeren Pflanzen zusätzlich einen Rindenschutzanstrich. Und da auch der Besuch eines hungrigen Hasen oder Rehes nicht ausgeschlossen werden kann, werden die Hochstämme zusätzlich mit einem Wildverbissschutz geschützt.

Die Anlage liegt unterhalb der bereits bestehenden Demonstrationsflächen zu schnellwachsenden Baumarten (KUP-Fläche) und Miscanthus.
Auf der Agroforst-Demofläche werden nun verschiedene Gehölze in Kombination mit gängigen Ackerkulturen gezeigt.
Konkret handelt es sich um eine Anlage mit zwei fünf Meter breiten Gehölzstreifen (siehe Abbildung). Der erste Streifen besteht aus vier verschiedenen Esskastanien (Strauch und Hochstamm) und vier unterschiedlichen, hochstämmigen Haseln, die auf einer Baumhasel veredelt sind. Die zweite Reihe zeigt jeweils vier Speierlinge und verschiedene Schwarze Holunder. Diese Gehölzstreifen werden sich zukünftig mit verschiedenen Untersaatmischungen deutlich von den angrenzenden Flächen absetzen. Zwischen den Gehölzstreifen liegen jeweils 15 m breite landwirtschaftliche Nutzflächen, die ab 2024 mit annuellen Kulturen bewirtschaftet werden.

Alle Pflanzen werden sofort angegossen, um sie mit Wasser zu versorgen
Im benachbarten, ebenfalls neu angelegten „Agroforst-Arboretum“ werden beispielhaft weitere geeignete Agroforst-Gehölze, zwei verschiedene Walnusssorten, eine Felsenbirne und eine Essbare Eberesche sowie verschiedene Sanddornsträucher und Aronia-Hochstämme, gezeigt.

Die auf der Fläche gepflanzten Gehölze ermöglichen unterschiedliche Nutzungen: Nutzung der Früchte sowie des hochwertigen Holzes. Ferner wurden bei der Auswahl auch verschiedene Wuchsformen und abgestimmte Reifezeitpunkte sowie Blühaspekte berücksichtigt. Eine spätere Erweiterung der Demonstrations- und Versuchsfragestellungen ist angedacht.

Prominente Lage entlang des Radweges

Die Agroforst-Demofläche soll durch ihre prominente Lage entlang des Rad- und Fußweges die breite Öffentlichkeit informieren, aber vor allem für Führungen, Fachveranstaltungen und im Rahmen der Überbetrieblichen Ausbildung rege genutzt werden. Ab kommendem Frühjahr informieren Schautafeln mit Audio-Guide zur Anlage.

Aufgrund des begrenzt zur Verfügung stehenden Platzes konnte die Anlage nicht GAP-konform hinsichtlich ihres Anlagedesigns erfolgen. Die aus der praktischen Bewirtschaftung gewonnenen Erkenntnisse können nichtsdestotrotz im Rahmen der Spezialberatung einen wichtigen Beitrag leisten.

 


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